Pläne gegen Spielsucht belasten Tencent und andere Gaming-Aktien

Eulerpool News
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Die chinesische Regierung plant ein strengeres Vorgehen gegen Online-Gaming und sorgt damit für Turbulenzen an den Börsen. Besonders hart trifft es die Aktien des Technologieunternehmens Tencent, an dem die Investmentgesellschaft Prosus beteiligt ist. Der Kurs der Tencent-Papiere sank in Hongkong um bis zu 16 Prozent, zuletzt betrug das Minus immer noch 12,5 Prozent. Damit liegt die Marktkapitalisierung von Tencent bei etwa 2,6 Billionen Hongkong-Dollar, was umgerechnet rund 300 Milliarden Euro entspricht. Ende September hielt Prosus noch ein Viertel aller Tencent-Aktien. Die Aktien des kleineren Tencent-Konkurrenten NetEase brachen um 28 Prozent ein. Auch die Anteilsscheine des beliebten Social-Media-Dienstes Bilibili verzeichneten einen Rückgang von über sechs Prozent. Die chinesische Aufsichtsbehörde für Online-Gaming veröffentlichte am Freitag einen Entwurf von Regeln, die Praktiken verhindern sollen, welche Spieler dazu anregen, mehr Geld auszugeben und mehr Zeit online zu verbringen. Dazu gehören beispielsweise das Verbot von Belohnungen für häufiges Einloggen, erzwungene Spielerduelle und ein Verbot von Inhalten, die als Verletzung von Staatsgeheimnissen gelten. Die Regierung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping geht bereits seit längerem gegen Spielsucht vor. Im Höhepunkt des Vorgehens im Technologiesektor wurden neue Gaming-Titel blockiert und Untersuchungen zu den Inhalten eingeleitet. Dies zwang Unternehmen wie Tencent dazu, bestimmte Spiele anzupassen. Ursprünglich sah es für die Gaming-Branche im Jahr 2023 wieder besser aus. Der E-Sport wurde als Motor für die Nach-Corona-Wirtschaft gefördert, und auch Staatschef Xi Jinping nahm persönlich an den 19. Asienspielen in Hangzhou teil, bei denen E-Sport-Wettbewerbe stattfanden. Umso überraschender kommen nun die geplanten Einschränkungen für Investoren. Experten gehen davon aus, dass viele Spiele-Anbieter ihre Umsatzmodelle anpassen müssen, um den geplanten Regeln gerecht zu werden. Laut dem Datenanbieter CNG soll der chinesische Gaming-Markt im Jahr 2023 um fast 14 Prozent auf etwa 38,7 Milliarden Euro wachsen, nach einem Rückgang von 10 Prozent im Vorjahr. Kenneth Fong, Analyst bei der Schweizer Bank UBS, sieht vor allem kleinere Spiele-Entwickler und -Anbieter durch die geplanten Einschränkungen unter Druck. Größere Entwickler werden sich seiner Meinung nach besser halten können, da sie über mehr Ressourcen verfügen, um Spieler anzuziehen und zu binden.