Ostdeutschland holt auf: Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zeigt Fortschritte und Herausforderungen

  • Bertelsmann Stiftung
  • Eric Thode

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Die wirtschaftliche Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland hat sich in den vergangenen Jahren verringert, doch bestehen weiterhin signifikante Unterschiede, insbesondere bei Löhnen und Produktivität. Laut einer in Gütersloh vorgestellten Analyse der Bertelsmann Stiftung empfinden viele Ostdeutsche ihren Lebensstandard als benachteiligt gegenüber dem Westen. Der mittlere Lohn im Osten beträgt derzeit 3.157 Euro, im Westen hingegen 3.752 Euro. Obwohl sich das Lohngefälle seit den 1990er Jahren reduziert hat – damals betrug es 26 Prozent – beträgt der Unterschied heute immer noch 15,9 Prozent. Hauptursache hierfür ist laut der Bertelsmann Stiftung das unterschiedliche Produktivitätsniveau. Während sich in den Sektoren Bau, Handel und Dienstleistungen eine Annäherung vollzogen hat, hinkt der Osten im verarbeitenden Gewerbe hinterher und erreicht nur 76 Prozent des Westniveaus. Die Stiftung empfiehlt daher die Ansiedlung großer Unternehmen, um den Strukturwandel voranzutreiben. Diese könnten nicht nur hochbezahlte Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Forschung anregen und regionale Zulieferketten stärken, was insgesamt die Attraktivität der Region erhöhen würde. Erfreulich ist der nahezu ausgeglichene Arbeitsmarkt. Die Erwerbstätigenquote liegt im Osten bei 76,7 und im Westen bei 77,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote im Osten ist von knapp 19 Prozent nach den 2000er Jahren auf 7,2 Prozent gesunken. Im Westen liegt dieser Wert derzeit bei 5,3 Prozent. Bemerkenswert ist auch, dass der Anteil der Langzeitarbeitslosen in beiden Landesteilen mit 34 Prozent identisch ist. Die Bertelsmann Stiftung betont, dass die hohe Arbeitslosigkeit und der Exodus junger Leute nach der Wende 1989 tief im kollektiven Bewusstsein verankert sind. Diese Faktoren tragen weiterhin zur Wahrnehmung der Benachteiligung bei, insbesondere in ländlichen Regionen, wo die öffentliche Daseinsvorsorge zunehmend ausgedünnt wird und viele der ehemaligen Arbeitslosen nun Altersarmut erleben. Trotz Fortschritten sei es wichtig, diesen Herausforderungen aktiv zu begegnen, betont Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Stiftung.
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