Nvidia und der Hunger nach dem Gigantenwert: Ein gewagter Ausblick

  • Nvidia könnte laut einem Investor in einem Jahrzehnt einen Wert von $49 Billionen erreichen.
  • Investoren sollten vorsichtig bleiben, da diese Einschätzung sehr spekulativ ist.

Eulerpool News·

Der renommierte Tech-Investor James Anderson hat kürzlich eine spekulative Prognose aufgestellt: Nvidia könnte in einem Jahrzehnt einen Wert von $49 Billionen erreichen. Auf den ersten Blick erscheint diese Einschätzung absurd, bedenkt man, dass dies den Wert aller im S&P 500 gelisteten Unternehmen zusammen übersteigen würde. Doch Anderson, dessen Lingotto Investment Management Fonds viele Nvidia-Aktien hält, glaubt fest an diese Aussicht. Angesichts der beispiellosen Kapitalausgaben der großen US-Technologiekonzerne scheint diese Vermutung nicht völlig unrealistisch. Nvidia produziert die Grafikprozessoren, die die künstliche Intelligenz antreiben, und wird von Analysten als das „Nervenzentrum“ des KI-Systems bezeichnet. Die Investitionen der US-Tech-Giganten Microsoft, Alphabet, Amazon, Apple und Meta in die KI sind atemberaubend. Gemeinsam investieren sie in den nächsten zwei Jahren schätzungsweise $480 Milliarden in Kapitalausgaben, darunter der Bau von rund 100 Datenzentren. Viele dieser Zentren werden von Nvidias GPUs betrieben, was dem Unternehmen eine fast monopolartige Stellung verschafft. Diese Dominanz spiegelt sich auch im gigantischen Anstieg des Aktienkurses von Nvidia wider, der in den letzten fünf Jahren um 2.700 Prozent gestiegen ist. Allerdings hat der Kurs in der letzten Woche einen deutlichen Rückgang erfahren, möglicherweise ein erstes Signal für Marktunsicherheiten. Die große Frage bleibt jedoch, wer am meisten von der KI profitieren wird und wann die finanziellen Früchte dieser Technologie voll zur Geltung kommen werden. Üblicherweise durchlaufen Technologiebereiche Zyklen, bei denen zunächst Infrastrukturunternehmen wie Nvidia profitieren, gefolgt von Plattformen wie den Cloud-Anbietern Microsoft, Amazon und Alphabet und schließlich den Anwendungsunternehmen. Es gibt kontroverse Ansichten über die Geschwindigkeit, mit der solche Anwendungen angenommen werden und ihren wirtschaftlichen Einfluss. So prognostiziert der MIT-Ökonom Daron Acemoglu in einer viel diskutierten Goldman Sachs-Studie, dass die Vorteile der KI weit geringer ausfallen und mehr Zeit benötigen würden, um realisiert zu werden. Acemoglu geht von einem Produktivitätszuwachs von nur rund 0.5 Prozent und einem BIP-Wachstum von etwa 1 Prozent in den kommenden zehn Jahren aus – weitaus bescheidenere Werte als die von Goldman vorausgesagten 9 Prozent und 6.1 Prozent. Goldman Sachs' eigener Ökonom Joseph Briggs hingegen argumentiert, dass KI weit mehr Arbeitsprozesse automatisieren würde, als Acemoglu annimmt, und somit die Produktivität erhöhen könnte. Dieses Potenzial wird durch die Historie unterstützt: 60 Prozent der heutigen Berufe existierten im Jahr 1940 noch nicht. Dennoch bleibt ein gewisses Maß an Skepsis bestehen, da massive Ausgaben für Technologien in der Vergangenheit nicht immer zu massiven Gewinnen führten. Der Metaversum- und Blockchain-Hype sind dafür beste Beispiele. Zudem stehen weitere Hindernisse bevor: US-Unternehmensgewinne sind bereits auf Nachkriegsrekordhöhen, während der Anteil der Arbeitskräfte am BIP auf einem Tiefstand ist. Ein weiterer Anstieg der Unternehmensgewinne könnte somit nur mehr gesellschaftliche Unruhen auslösen. Selbst der optimistische Anderson räumt ein, dass die Wahrscheinlichkeit für Nvidias Aufstieg auf $49 Billionen nur bei 10-15 Prozent liegt. Anleger sollten sich also gegen andere Szenarien absichern.
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