Notwendige Zinsentscheidung vorzeitig? Experten uneinig über Fed-Strategie

  • Experten diskutieren über eine vorzeitige Zinssenkung der Federal Reserve.
  • Marktreaktionen und politische Implikationen werden abgewägt.

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Marktbeobachter der Federal Reserve drängen auf eine seltene, unplanmäßige Zinssenkung vor der nächsten regulären Sitzung. Solche Schritte wurden historisch gesehen nur während extremer Krisen, wie der globalen Pandemie 2020 oder der Finanzkrise 2008, unternommen. Die Forderungen nach einer vorgezogenen Entscheidung am 17.-18. September nahmen am Montag an Lautstärke zu, als der Aktienmarkt seinen schlimmsten Tagesverlust seit 2022 verzeichnete. Michael Feroli, Chefökonom von JPMorgan, betonte in einer Analyse, dass es gute Gründe gebe, vor September zu handeln. Letzte Woche entschied die Fed, die Zinsen auf einem 23-Jahres-Hoch zu belassen, deutete aber an, dass eine erste Senkung bei der geplanten Sitzung im September möglich sei, sollten die Daten dies unterstützen. Feroli erwartet eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im September und eine weitere um 50 Basispunkte im November. Andere Experten mahnen zur Ruhe. Ein solcher Notfall-Schritt könne noch mehr Unruhe an den Märkten auslösen, die sich am Dienstag etwas beruhigten. Mohamed El-Erian, Chef-Wirtschaftsberater bei Allianz, erklärte, dass ein solcher Schritt unwahrscheinlich sei. Die Forderungen nach einer Zinssenkung resultieren aus einem schwachen Arbeitsmarktbericht, der letzte Woche die Furcht vor einer Rezession schürte. Daten vom Bureau of Labor Statistics zeigten die höchste Arbeitslosenquote seit Oktober 2021. Der Markt preist inzwischen Zinssenkungen von insgesamt einem Prozent in den Sitzungen im September und November sowie eine weitere Viertel-Punkt-Senkung im Dezember ein. Wilmer Stith, Anleihe-Portfoliomanager bei Wilmington Trust, hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Fed vor der September-Sitzung handelt. Hedge-Fonds-Manager James Fishback stimmt dem zu und sieht in einem langsamen Arbeitsmarktbericht keinen Grund zur Panik. Er verweist auch auf politische Faktoren: Eine Notsenkung könnte als Krisenanzeichen interpretiert werden und die Wahlchancen von Vizepräsidentin Kamala Harris beeinträchtigen. Zudem sei die Fed politisch eher demokratisch ausgerichtet. Jerome Powell unterstrich jüngst, dass künftige Entscheidungen auf Basis von Preis- und Arbeitsmarktdaten getroffen werden. In einer Pressekonferenz wies Powell die Idee einer 50-Basis-Punkte-Senkung zurück, erklärte aber, eine Senkung um 25 Punkte sei eher möglich. In zwei Wochen wird Powell bei der jährlichen Konferenz der Fed in Jackson Hole seine Überlegungen zur weiteren geldpolitischen Richtung darlegen.
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