Northvolt im Rückwärtsgang: Europas Batteriehoffnung verkleinert sich

  • Northvolt reduziert Aktivitäten und baut Arbeitsplätze ab, was Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens und der europäischen Batterieindustrie schafft.
  • Das Unternehmen kämpft mit Qualitätsproblemen, Verzögerungen und der Fertigung in hohen Stückzahlen gegen Konkurrenten wie CATL und BYD.

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Nach der überraschenden Entscheidung von Northvolt, seine Aktivitäten erheblich zu reduzieren und Arbeitsplätze abzubauen, herrscht Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens und die gesamte europäische Batterieindustrie. Der schwedische Batteriehersteller hat mit Verzögerungen bei Aufträgen und dem Verlust eines 2-Milliarden-Dollar-Vertrags mit BMW zu kämpfen, was eine Umstrukturierung seiner Geschäftspläne zur Folge hatte. Peter Carlsson, CEO und Mitbegründer von Northvolt sowie ehemaliger Tesla-Manager, kündigte am Montag an, dass das Unternehmen keine Kathodenaktivmaterialien mehr produzieren wird. Stattdessen konzentriert sich Northvolt nun auf die Batterieproduktion und sucht Investoren für eine geplante Anlage in Polen. Diese Kehrtwende stellt einen Rückschritt von Northvolts ursprünglichem Ziel dar, ein Komplettanbieter für die gesamte Batteriewertschöpfungskette zu sein, einschließlich Materialproduktion und Recycling. Inmitten der Mahnungen des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi über den grünen Technologiesektor Chinas, wirft dieser Schritt Fragen auf über die Fähigkeit von Northvolt, eine führende Rolle in Europas Elektromobilität einzunehmen. Andy Leyland von SC Insights betont die wachsende Abhängigkeit Europas von asiatischen Märkten bei Batterien, während Analyst Evan Hartley von Benchmark Mineral Intelligence auf den Nachteil für die lokale Produktion hinweist, den die Einstellung der Kathodenproduktion mit sich bringt. Northvolt kämpft zudem mit Qualitätsproblemen und der Fertigung in hohen Stückzahlen, um seine ambitionierten Ziele gegen Konkurrenten wie CATL und BYD zu erreichen. Trotz eines Auftragsvolumens von über 50 Milliarden Dollar und einer Finanzierung von 15 Milliarden Dollar aus Eigen- und Fremdkapital, unter anderem von Goldman Sachs und Blackrock, bleibt das Unternehmen defizitär. Die Schwierigkeiten führten im Juni zur Stornierung eines 2-Milliarden-Dollar-Auftrags von BMW, was letztlich zu der drastischen strategischen Neuausrichtung Anfang dieser Woche führte. Auch Volkswagen-Tochter Scania hatte Probleme mit Batterie-Lieferungen von Northvolt, was tausende Elektro-Lkw betraf. Die geplante Produktionskapazität im Werk Skellefteå in Nordschweden wird voraussichtlich erst 2026 die Marke von 16 GWh pro Jahr überschreiten – eine Verzögerung von drei Jahren. Dies wirft Zweifel auf bezüglich der geplanten Gigafactories in Heide, Deutschland, Quebec, Kanada, und Göteborg, Schweden. Darüber hinaus könnten Projekte wie das Joint Venture mit Galp Energia für eine Lithiumraffinerie in Portugal oder das Batterie-Recyclingunternehmen Revolt Ett beeinträchtigt werden. Northvolt plant, im Herbst zu entscheiden, ob eine der geplanten Gigafactories aufgeschoben wird. Trotz der Herausforderungen bleibt das Unternehmen seinen Wettbewerbern wie Morrow und Freyr aus Norwegen, sowie dem Joint Venture von Stellantis und Mercedes, Automotive Cells Company (ACC), voraus. Kunden wie Volvo Cars und Volkswagen betrachten die Entwicklungen aufmerksam. Eine geplante Börsennotierung könnte sich auf das nächste oder übernächste Jahr verzögern. „Jeder Rückschlag kostet Geld“, kommentiert Daniel Brandell von der Angstrom Advanced Battery Centre der Universität Uppsala. Dennoch bleibt die Zukunft von Northvolt ungewiss.
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