Nobelpreisträger Yunus übernimmt interimistische Regierung: Ein Paukenschlag in Bangladesch

  • Nobelpreisträger Muhammad Yunus führt eine Übergangsregierung in Bangladesch nach Sturz von Premierministerin Sheikh Hasina.
  • Yunus betont Dringlichkeit der Stabilität und plant Gespräche mit allen relevanten Parteien für zügige Neuwahlen.

Eulerpool News·

Erst kürzlich entmachtete Massenproteste und schweres politisches Beben führen in Bangladesch zu einem unerwarteten Regierungswechsel: Der Nobelpreisträger Muhammad Yunus kündigte an, eine Übergangsregierung zu führen, um Stabilität zu gewährleisten und Neuwahlen zu organisieren, nachdem Premierministerin Sheikh Hasina aus dem Amt gedrängt wurde. Sheikh Hasina, die das Land mit seinen 170 Millionen Einwohnern 15 Jahre lang regiert hatte, trat zurück und floh nach Indien, nachdem Tausende von Demonstranten trotz einer Ausgangssperre vor ihrer Residenz aufmarschierten. Wochen der Gewaltproteste führten schließlich zu ihrem Sturz. Ein ursprünglich von Studenten angeführter Aufstand weitete sich durch Hasinas gewaltsamen Umgang mit den Protesten aus, was etwa 300 Todesopfer forderte. Yunus, international bekannt als Gründer der Mikrokreditbank Grameen Bank, erklärte sich bereit, die Lücke zu füllen, die Hasinas plötzliche Flucht hinterlassen hat. In einer öffentlichen Stellungnahme betonte der 84-Jährige die Dringlichkeit, das Vertrauen in die Regierung schnellstmöglich wiederherzustellen und einen Plan für Neuwahlen zu entwickeln, um die außergewöhnlichen Möglichkeiten Bangladeschs zu realisieren. Die Studentenanführer hatten Yunus gebeten, an der neuen Verwaltung mitzuwirken, da die Zivilgesellschaft Bangladeschs die Rolle des Militärs in der politischen Zukunft des Landes skeptisch betrachtete. Bangladeschs Militär, historisch gesehen mit zahlreichen Putschen und Diktaturen verstrickt, steht weiterhin als schwerwiegender Einflussfaktor im Raum. Yunus, der in der Vergangenheit unter Hasinas Regime mehrfach juristischen und politischen Repressalien ausgesetzt war, äußerte zunächst Vorbehalte gegenüber der neuen Rolle, entschied sich jedoch schließlich für die Annahme. Die Opferbereitschaft der Studenten, einschließlich derer, die ihr Leben für die Befreiung des Landes ließen, sei ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen. In den kommenden Tagen plant Yunus Gespräche mit allen relevanten Parteien darüber, wie man gemeinsam an der Wiederherstellung Bangladeschs arbeiten und deren Unterstützung sicherstellen kann. Yunus erklärte ausdrücklich, dass er über seine interimistische Rolle hinaus keine politischen Ambitionen verfolge. Viele Bangladeschis setzen nun ihre Hoffnung darauf, dass Yunus' Ernennung und zügige Neuwahlen eines der turbulentesten Kapitel der 53-jährigen Geschichte des Landes beenden werden. Trotz eines komfortablen Wahlsiegs im Januar – resultierend aus der Inhaftierung tausender politischer Gegner – sah sich Hasina wachsender Unzufriedenheit angesichts eines wirtschaftlichen Abschwungs nach Jahren rasanten Wachstums konfrontiert. Bangladeschs anhaltende Relevanz als wichtiger Lieferant für Markengiganten wie H&M und Zara könnte durch die bisherigen Turbulenzen umfassend beeinträchtigt werden. Die Einigung auf Yunus’ Führung wird somit als Signal für einen Neustart gesehen, der eine dringend benötigte politische und wirtschaftliche Stabilität zurückbringen soll.
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