Nemetschek setzt trotz Bauwirtschaftsflaute auf Wachstum und Innovation

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Der Münchener Bausoftwareentwickler Nemetschek zeigt sich zuversichtlich und verkündet gesteckte Ziele für das kommende Jahr, die allerdings unter den Erwartungen mancher Marktexperten liegen. Die Experten hatten sich nach einem Rückgang im Vorjahr mehr von den Prognosen zur Profitabilität versprochen. Im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie steht die konsequente Umstellung auf ein Abonnementmodell für Softwarelösungen, verbunden mit Investitionen in Innovationen wie künstliche Intelligenz, Cloud-Dienste sowie digitale Zwillinge, betont Vorstandschef Yves Padrines. Trotz einer allgemein positiven Börsenstimmung musste die Nemetschek-Aktie Einbußen hinnehmen und fiel um mehr als fünf Prozent auf 82,96 Euro. Damit gehört das Wertpapier zu den größten Verlierern im MDax und verbucht für das laufende Jahr nun einen Zuwachs von annähernd sechs Prozent. Michael Briest, Analyst bei UBS, kommentierte den Unternehmensausblick als weitgehend erwartungsgemäß, hebt jedoch die Beschleunigung in der Umstellung auf das Abo-Modell hervor. Sven Merkt von Barclays erkennt im Ausblick zwar Übereinstimmungen mit den mittelfristigen Zielen des Unternehmens, sieht jedoch ein geringeres Aufwärtspotenzial für die durchschnittlichen Markterwartungen nach einem im Vergleich zu 2023 stärkeren Jahr. Für das Jahr 2024 prognostiziert Nemetschek ein Umsatzwachstum von zehn bis elf Prozent, bereinigt um Währungseffekte, und eine EBITDA-Marge zwischen 30 und 31 Prozent, was noch unter der Marge von 2022 liegt. Mit 161,3 Millionen Euro stellte das Konzernergebnis des Vorjahres nahezu eine Stabilität dar, trotz eines Umsatzwachstums von acht Prozent und eines Rückgangs der operativen Marge auf 30,3 Prozent. Die Verlagerung hin zu wiederkehrenden Abo-Erlösen hat bei Nemetschek im vorangegangenen Jahr zwar Wachstum und Profitabilität beeinträchtigt, soll jedoch langfristig von Vorteil sein. Eine beschleunigte Wachstumsdynamik wird für das Jahr 2025 erwartet. Chef Padrines sieht angesichts steigender Zinsen und Kosten sowie der Herausforderungen in der europäischen Bauwirtschaft eine Notwendigkeit zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Unternehmens durch weitere Internationalisierung und Innovationsförderung. Die Sparte Bauunternehmen (Build) verzeichnete die geringsten Zuwächse, insbesondere aufgrund der Umstellung der US-Marke Bluebeam auf Abomodelle. Auch im Geschäftsbereich für Medienunternehmen, versorgt Nemetschek mit der Marke Maxon die Kunden mit Programmen für Grafik- und Video-Animation, was jedoch durch Streiks in der US-Film- und Fernsehindustrie beeinträchtigt wurde. Das Softwareangebot von Nemetschek richtet sich vor allem an Architekten, Bauzeichner, Bauunternehmen, Medienunternehmen und Immobilienverwalter. Das Unternehmensportfolio umfasst über 3400 Beschäftigte. Mehr als die Hälfte der Unternehmensanteile liegen in den Händen der Stiftung des Firmengründers Georg Nemetschek oder seiner Familie.