Kritik an Doppelstandards: AstraZeneca-Chef in der Gehaltsdebatte

Eulerpool News
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Bei AstraZeneca brodelt es: Mehr als ein Drittel der Aktionäre des Pharmariesen stellten sich gegen das mögliche 1,8 Millionen Pfund schwere Gehaltspaket für den CEO Pascal Soriot. Die Empfehlung führender Aktionärsberater, das Vorhaben zu blockieren, führte zu scharfer Kritik seitens des Unternehmensvorsitzenden. Michel Demaré warf in einem Beitrag für die Financial Times den Beratern vor, mit ungleichen Maßstäben zwischen verschiedenen Märkten zu messen, wodurch britische Unternehmen im internationalen Wettbewerb benachteiligt würden. Während die Beratungsfirmen ISS und Glass Lewis den britischen FTSE-kotierten Unternehmen hinsichtlich der Gehaltspolitik eine Absage erteilten, befürworteten sie oft die höheren Vergütungsstrukturen amerikanischer und schweizerischer Firmen. Der Unmut der Aktionäre gegenüber den exorbitanten Anreizzahlungen für Soriot, die als 'übertrieben' bezeichnet wurden, zeigt die wachsende Spannung zwischen dem Bedarf britischer Firmen, globale Talente anzuziehen und zu halten, und den Erwartungen der Aktionäre, die an niedrigere Bezüge für britische Führungskräfte gewöhnt sind. Soriot, bereits der am besten bezahlte CEO im FTSE für das abgelaufene Geschäftsjahr, hätte unter dem neuen Beschluss Anreizzahlungen von bis zu 850 Prozent seines Grundgehalts von nahezu 1,5 Millionen Pfund erhalten können - ein erheblicher Anstieg gegenüber der vorigen Obergrenze von 650 Prozent. Dazu kam ein möglicher Bonus von bis zu 300 Prozent seines Grundgehalts. ISS merkte an, dass AstraZeneca durchaus globales Renommee genieße und in einem Sektor mit traditionell hohen Gehältern operiere, aber man sei dennoch beunruhigt über das Ausmaß der Gehaltserhöhung. Soriot habe bereits ein 'wettbewerbsfähiges Gehalt im Vergleich zu europäischen Kollegen'. Trotz unterschiedlicher Berichtsstandards in den Ländern, erhält Soriot insgesamt höhere Bezüge als andere europäische Pharmavorstände, liegt jedoch knapp unter der Vergütung einiger US-Kollegen. Vor der Abstimmung sprach noch Rajiv Jain von GQG Partners, einer der Top-20-Aktionäre, von einem 'massiv unterbezahlten' Soriot angesichts der Unternehmensentwicklung unter seiner Leitung. Während ISS und Glass Lewis nicht sofort auf Kommentaranfragen reagierten, erklärte Legal & General Investment Management, ein Top-10-Aktionär, dass man die neue Vergütungspolitik trotz Bedenken unterstütze. Man hob hervor, dass dies eine Anerkennung von Soriots und AstraZenecas Leistung sei, jedoch keine grundsätzliche Zustimmung für höhere Gehaltsstrukturen in der Zukunft bedeute. Im Hintergrund schwelt die Auseinandersetzung weiter und zeichnet ein Bild des Austarierens zwischen Unternehmensinteressen und Aktionärserwartungen.