Kostenexplosion: Boeing verbrennt Milliarden wegen 737-Max-Krise

Eulerpool News
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Die Turbulenzen rund um das Modell 737 Max nehmen finanziell kein Ende für Boeing. Wie der Luftfahrtriese verlautbaren ließ, musste er im ersten Quartal eine beträchtliche Summe von nahezu vier Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln in Rauch aufgehen lassen. Der Grund dafür sind Produktionsdämpfungen nach Mängeln und einer beinahe Katastrophe, die ein temporäres Startverbot für die 737-9 Max nach sich zogen. Die daraus resultierenden Entschädigungszahlungen an Fluggesellschaften belasten die Konzernbilanz mit rund 443 Millionen Dollar. In einer Telefonkonferenz beschwor Konzernchef Dave Calhoun die schwierige, aber vorübergehende Phase, in welcher sich Boeing befinde. Die reduzierten Auslieferungszahlen würden zwar die Finanzen strapazieren, doch müssten Sicherheit und Qualität weiterhin als oberste Maxime gelten. Trotz der Verluste und der ernüchternden Bargeldabflüsse konnte das Unternehmen immerhin die Analystenerwartungen übertreffen. Mit einem Verbrauch von 3,9 Milliarden Dollar lag Boeing eine halbe Milliarde unter den Prognosen und wies einen um 16 Prozent reduzierten Verlust von 355 Millionen Dollar auf – damit fiel das Defizit nur halb so hoch aus wie von Fachkreisen angenommen. Eine Krise jagt die nächste, bereits seit den tragischen 737-Max-Abstürzen, die über 346 Todesopfer forderten. Mehr als 20 Monate Startverbot und Probleme bei anderen Flugzeugmodellen sorgten für einen erheblichen Rückstand hinter dem europäischen Erzrivalen Airbus. Nachdem im Januar 2024 ein Rumpfteil einer nahezu neuen 737-9 Max während eines Alaska Airlines Fluges ausbrach, griff die US-Luftfahrtbehörde FAA hart durch. Konsequenz: eine sofortige technische Überprüfung und die Produktion wurde auf maximal 38 Flugzeuge monatlich limitiert. Die Konkurrenz schläft nicht – Airbus erweitert seine A320neo-Reihe bereits mit etwa 50 Stück pro Monat und plant bis 2026 auf 75 zu erhöhen. Boeing hingegen musste die Produktion seiner 737-Modelle noch unter die von der FAA vorgeschriebenen Werte senken. Weitere Produktionshürden ergeben sich beim Langstreckenmodell 787 Dreamliner durch Engpässe bei Bauteilen, vor allem bei Wärmetauschern, deren Bezugsquelle nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wechseln musste. Ein Ausbau der Produktion erfolgt daher später als ursprünglich geplant. Im Ertragssegment nahm der Umsatz um 31 Prozent ab, während das Unternehmen insgesamt nur einen Rückgang um acht Prozent auf rund 16,6 Milliarden Dollar verzeichnete – dank Zuwächsen im Rüstungs-, Raumfahrt- und Service-Bereich. Calhoun appellierte um Verständnis für die gezielte Verzögerung, um Qualität und Sicherheit zu garantieren. Er kündigte zudem seinen Rücktritt zum Jahresende an; ebenso übergab der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, seinen Posten an Stephanie Pope.