Klein- und Mittelstädte im Aufwind: Verbraucher bevorzugen kurze Wege und entspannte Atmosphäre

  • Verbraucher bevorzugen Einkäufe in Klein- und Mittelstädten.
  • Stationärer Handel kämpft weiterhin gegen wachsenden Online-Handel.

Eulerpool News·

Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeigt, dass ein Großteil der Verbraucher in Deutschland seine Einkäufe bevorzugt in Klein- und Mittelstädten erledigt. Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern punkten vor allem durch kurze Fußwege, eine angenehme Atmosphäre und Übersichtlichkeit. Mittelstädte mit mehr als 20.000 Einwohnern werden zusätzlich für ihr vielfältiges Angebot an Geschäften und Gastronomie geschätzt. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sieht in diesen Ergebnissen eine positive Nachricht: „Die gute Versorgung mit Gebrauchsgütern, die schnelle Erreichbarkeit des Stadtzentrums und attraktive Einkaufsangebote machen Klein- und Mittelstädte zu besonders lebenswerten Orten.“ Die Umfrage wurde in dieser Form zum ersten Mal durchgeführt, daher fehlt ein direkter Vergleich mit früheren Daten. Genth betont, dass die Ergebnisse „viel positiver als erwartet“ seien und die Situation in kleineren Städten oftmals besser sei, als häufig dargestellt. Doch trotz dieser erfreulichen Umfrageergebnisse, bleibt die Situation für den stationären Handel schwierig. Laut einer neuen Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH ist die krisenbedingte Verunsicherung der Verbraucher zwar leicht rückläufig, dennoch verliert der stationäre Handel weiter an Relevanz. Die Konsumfreude sinkt, und der Anteil der Verbraucher, die beim Bummeln häufig etwas kaufen, ist von 46 auf 42 Prozent gesunken. Besonders Besserverdiener empfinden das Shopping-Erlebnis in Innenstädten als langweilig, da vielerorts die gleichen Anbieter dominieren. Besonders betroffen sind Händler durch den Fachkräftemangel und Geschäftsaufgaben bekannter Filialisten wie Galeria und Esprit. Seit 2020 mussten bundesweit etwa 46.000 Geschäfte schließen. Die Leerstandsquote in Fußgängerzonen liegt in rund 30 Prozent der Städte über zehn Prozent, und es dauert oft länger als sechs Monate, bis leerstehende Flächen neu vermietet werden. Ein Lichtblick bleibt jedoch: Die deutsche Datenplattform Hystreet zählte 2024 in mehreren Monaten mehr Passanten in den Innenstädten als im Vorjahr. Dennoch blieben die Umsätze im Einzelhandel real nur wenig über denen im Vorjahreszeitraum. Für den stationären Handel prognostiziert der HDE für 2024 ein inflationsbereinigtes Umsatzplus von lediglich einem Prozent. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Einzelhändler wenig optimistisch in die Zukunft blicken: Jeder zweite Unternehmer erwartet schlechtere Umsätze, und viele sehen sinkende Kundenfrequenzen. Besonders betroffen sind die Bereiche Möbel und Einrichtung, Schuhe sowie Haushalts- und Spielwaren. Die Einzelhändler müssen sich weiterhin gegen den wachsenden Online-Handel behaupten. IFH-Direktor Werner Reinartz erwartet, dass diese Tendenz sich 2025 fortsetzen wird. Dennoch wissen viele Verbraucher die Vorteile des stationären Handels zu schätzen, wie das direkte Mitnehmen, Ausprobieren und Anfassen von Produkten. Johannes Berentzen, Geschäftsführer der Handelsberatung BBE, bleibt zuversichtlich: „Die Leute wollen den Stoff spüren und wissen, ob das Kleidungsstück passt.“ Er sieht besonders für Klein- und Mittelstädte einen Vorteil in den kurzen Wegen zu den Geschäften, was gerade für die älter werdende Gesellschaft zunehmend wichtiger wird.
EULERPOOL DATA & ANALYTICS

Make smarter decisions faster with the world's premier financial data

Eulerpool Data & Analytics