Herausforderung Langfristigkeit: Aserbaidschan fordert verlässliche Verträge von der EU

  • Aserbaidschan fordert langfristige Gasverträge von der EU zur Sicherung der Finanzierung von Gasbohrungen.
  • Die EU strebt Unabhängigkeit von russischem Gas an, steht jedoch vor Herausforderungen aufgrund von Klimazielen.

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Aserbaidschan erhebt Vorwürfe gegen die Europäische Union, das Land als „Feuerwehrmann“ zu behandeln, indem lediglich kurzfristige Gasverträge abgeschlossen werden. Dabei steht das Land unter Druck, die Gasproduktion im Kaspischen Meer zu erhöhen, um die steigende Nachfrage der EU zu decken. Vaqif Sadiqov, Aserbaidschans Botschafter bei der EU, betonte im Gespräch mit der Financial Times, dass langfristige Verträge notwendig seien, um die Finanzierung der notwendigen Bohrungen sicherzustellen. Die EU und Aserbaidschan hatten sich 2022 darauf geeinigt, die jährlichen Gasexporte Aserbaidschans in die EU bis 2027 auf 20 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen, im Vergleich zu 11,8 Milliarden Kubikmetern im Vorjahr. Diese Maßnahme ist Teil der Bemühungen der EU, sich nach der russischen Invasion in die Ukraine von russischem Gas unabhängig zu machen. Trotz intensiver Gespräche schrecken europäische Unternehmen jedoch vor langfristigen Verträgen zurück. Das Ziel, den fossilen Brennstoffverbrauch bis 2040 drastisch zu senken, steht dem entgegen. EU-Offizielle betonen, dass kommerzielle Entscheidungen in der Verantwortung von Unternehmen und nicht von Regierungen liegen. Die Suche nach neuen Gasquellen ist für die EU seit den schrittweisen Abschaltungen russischer Gasflüsse von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig hat sich die EU ambitionierten Klimazielen verpflichtet, was langfristige Investitionen in fossile Brennstoffe erschwert. Aserbaidschan, das stark von Öl- und Gaseinnahmen abhängig ist, wird im November die jährliche Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP) ausrichten. Hinter den Kulissen äußern einige Diplomaten und Verhandler Bedenken, ob das Land bereit sei, die Abkehr von fossilen Brennstoffen aktiv anzugehen. Matthew Bryza, Geschäftsführer der US-Beratungsfirma Straife und ehemaliger US-Botschafter in Aserbaidschan, unterstrich die Notwendigkeit der Finanzierung der Gasproduktion, um das EU-Ziel für 2027 zu erreichen. Zwischen Januar und Juni exportierte Aserbaidschan 6,4 Milliarden Kubikmeter Gas in die EU, etwa ein Viertel seiner Gesamtproduktion. Bei einem Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs kündigte Präsident Ilham Aliyev an, dass die Exporte in diesem Jahr 13 Milliarden Kubikmeter erreichen würden. Er bezeichnete die fossilen Brennstoffreserven des Landes als „Geschenk der Götter“. Um das Ziel für 2027 zu erreichen, müssten auch die Pipelines im Southern Gas Corridor (SGC) zwischen Aserbaidschan und Europa erweitert werden. Aufgrund geänderter Regularien seit 2021 können weder die EU noch die Europäische Investitionsbank die fossile Infrastruktur finanzieren. Dennoch bleibt der Kaspische Raum eine potenziell bedeutende Gasquelle für Europa, wie Sergiy Makogun, ehemaliger Geschäftsführer des ukrainischen staatlichen Gasnetzbetreibers, erläuterte. Die Southern Gas Corridor Company arbeitet an einem Investitionsplan, möglicherweise unterstützt von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Diese hat jedoch betont, dass eine Finanzierung nur im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 erfolgen kann. Das staatliche aserbaidschanische Energieunternehmen Socar befindet sich in „intensiven Gesprächen“ mit Brüssel und EU-Staaten, um die Gasversorgungen ab 2025 zu erhöhen.
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