Gläubiger unter Druck: Varta will Alt-Aktionäre zurücklassen

  • Varta plant Restrukturierungsmaßnahmen zur Verhinderung einer Insolvenz, die Alt-Aktionäre stark benachteiligen würden.
  • Skepsis bei Großgläubigern, während Porsche und Montana Tech Components in die Umstrukturierung eingebunden sind.

Eulerpool News·

Der angeschlagene Batteriekonzern Varta plant eine dramatische Umstrukturierung, die die bisherigen Aktionäre vor schwere Verluste stellt. In einer aktuellen Ankündigung hat Varta erklärt, dass das Unternehmen beim Amtsgericht Stuttgart kurzfristig ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) einreichen wird. Diese Maßnahme soll eine drohende Insolvenz nachhaltig verhindern. Während die Mitteilung die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Schutz der Gläubigerinteressen betonte, kommen auf die bisherigen Aktionäre bittere Wahrheiten zu. Beide vorliegenden Restrukturierungsvorschläge sehen eine drastische Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro vor. Es folgt eine Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte und mit der Ausgabe neuer Aktien, wodurch die Alt-Aktionäre faktisch keinerlei Anteile mehr hätten. Da eine Zustimmung dieser einschneidenden Maßnahme mit dem erforderlichen Quorum von 75 Prozent unwahrscheinlich erscheint, setzt Varta auf das StaRUG. Dieses Gesetz ermöglicht es, Rechte einzelner Aktionäre oder Gläubiger außer Kraft zu setzen, um die operative Fortführung eines wirtschaftlich lebensfähigen Unternehmens zu gewährleisten. Ein Schuldenschnitt sei ebenfalls vorgesehen, dem die Gläubiger jedoch nur zustimmen würden, wenn zuvor das Eigenkapital auf null gesenkt wird. Varta, das einen finanziellen Bedarf im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich hat, möchte auch Finanzgläubiger und Investoren in die Restrukturierung einbinden. Der Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratschef Michael Tojner sowie der Sportwagenbauer Porsche, der kürzlich Interesse am Batteriegeschäft für Elektrofahrzeuge bekundet hat, sind wesentliche Akteure in den laufenden Verhandlungen. Die großen Gläubiger betrachten den Plan skeptisch, insbesondere da sie von der geplanten Kapitalerhöhung ausgeschlossen sind. Die Möglichkeit zur erneuten Kapitalbereitstellung und damit zur weiteren Beteiligung bliebe dem bisherigen Mehrheitsaktionär und Porsche vorbehalten. Diese Regelung widerspricht einer fairen Gleichbehandlung und könnte das Gelingen des StaRUG-Verfahrens gefährden. Trotz dieser Einschränkungen verspricht Varta-Chef Michael Ostermann, die Vorschläge der großen Gläubiger ernsthaft zu prüfen, obwohl deren Vorschläge bislang kaum berücksichtigt wurden. Die bedeutenden Verbindlichkeiten, die Varta bei institutionellen Kreditgebern hat, beinhalten Konsortialkredite und Schuldscheine in Höhe von nahezu einer halben Milliarde Euro. Daher erwarten die Gläubigervertreter, enger in die Rettungspläne eingebunden zu werden. Varta wurde 2017 für 17,50 Euro an die Börse gebracht und erreichte Anfang 2021 einen Kurswert von bis zu 181,30 Euro, bevor der Abstieg begann. Am Freitag notierte die Aktie bei 10,32 Euro, was einem Börsenwert von etwa 440 Millionen Euro entspricht. Mehr als die Hälfte der Aktien sind im Besitz von Montana Tech Components, die vom Aufsichtsratschef Michael Tojner kontrolliert werden.
EULERPOOL DATA & ANALYTICS

Make smarter decisions faster with the world's premier financial data

Eulerpool Data & Analytics