Gigantomanisches Bauprojekt: Sir Jim Ratcliffe erhält grünes Licht für Europas größten Ethylen-Cracker

Sir Jim Ratcliffe konnte vergangene Woche einen weiteren Meilenstein in seinem umstrittenen Bauvorhaben erreichen: Der flämischen Regierung zufolge wurde eine neue Umweltgenehmigung für das „Projekt One“ erteilt – ein Ethylen-Cracker, der in Antwerpen für 4 Milliarden Euro errichtet wird. Damit kann das Petrochemie-Unternehmen INEOS die Bauarbeiten fortsetzen, die letzten Sommer aufgrund von Umweltbeschwerden gestoppt wurden. Angetrieben von diesem Fortschritt scheint der 71-jährige Milliardär auch entschlossen, ein weiteres ehrgeiziges Bauprojekt in Angriff zu nehmen: den Neubau des legendären Old Trafford Stadions. Während eine offizielle Entscheidung noch aussteht, hat der in Monaco ansässige Brite bereits seine Berater damit beauftragt, Argumente gegen das Vorhaben zu finden – ohne Erfolg. Die Gründe für einen Neubau des Stadions ähneln denen für das „Projekt One“: Der aktuelle Zustand ist unzureichend, eine Erneuerung wäre kostspieliger als ein Neubau, und ohne Modernisierung droht der Anschluss an die Konkurrenz verloren zu gehen. Old Trafford, Heimat von Manchester United seit 1910, steht sinnbildlich für die wechselhafte Geschichte des Vereins. Nach mehreren Standortwechseln und nahezu desaströsen finanziellen Krisen in den frühen Jahren, wurde der Verein von John Henry Davies gerettet und in Manchester United umbenannt. 1949, nach erheblichen Kriegsschäden, kehrte United nach umfassenden Renovierungen in das berühmte Stadion zurück. Doch während sich das Team kontinuierlich weiterentwickelte, blieb das Stadion in einem veralteten Zustand. Die Glazer-Familie, Eigentümer seit 2005, versäumte grundlegende Modernisierungen, so dass Old Trafford heute als veraltet und unkomfortabel gilt – trotz der hohen Einnahmen aus Ticketverkäufen. Verglichen mit moderneren Stadien wie dem der Tottenham Hotspur, das erhebliche Umsatzsteigerungen erzielte, zeigt sich der dringende Erneuerungsbedarf von Old Trafford. Spezialisten wie Tim Williams und Ian Nuttall betonen die Mängel in Logistik, Sicherheit und Fan-Komfort, was Renovierungs- oder Neubaupläne nahelegt. Tim Williams, ehemaliger Finanzcontroller von Manchester United, beschreibt die Herausforderungen eines Neubaus genau. Ein zeitgemäßes Stadion, das den wachsenden Ansprüchen der Fans gerecht wird, könnte helfen, die Einnahmen zu steigern und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Doch der Plan kann teuer werden. Experten schätzen die Kosten für einen Neubau auf bis zu 2 Milliarden Euro. Dies würde eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital erfordern, wobei Naming Rights und andere Finanzstrategien helfen könnten, die Kosten zu decken. Während die Realisierbarkeit geprüft wird, bleibt eine zentrale Herausforderung: Wo soll der Verein während der Bauarbeiten spielen? Ein vorübergehender Verzicht auf das Stadion oder alternative Spielorte müssen ernsthaft erwogen werden. Im Ergebnis hat sich Sir Jim Ratcliffe auf die Fahnen geschrieben, nicht nur das „Projekt One“ in Antwerpen erfolgreich umzusetzen, sondern auch Manchester United in eine neue Ära zu führen. Sollte ihm dies gelingen, wird es als wegweisendes Vermächtnis in die Geschichte eingehen.