Gefangenenaustausch: Menschenrechtler Oleg Orlow setzt Bürgerrechtsarbeit im Exil fort

Der renommierte Moskauer Menschenrechtler Oleg Orlow, der im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und westlichen Staaten freigelassen wurde, plant, seine engagierte Bürgerrechtsarbeit auch in seinem Exil in Deutschland fortzuführen. In einer bewegenden Pressekonferenz im Zentrum Liberale Moderne in Berlin verkündete der 71-Jährige, dass die von ihm mitbegründete Menschenrechtsorganisation Memorial trotz anhaltender Repressionen weiterhin aktiv ist. Memorial, welche den Friedensnobelpreis erhalten hat, setzt sich unermüdlich für politische Gefangene in Russland ein. Orlow schätzt die Anzahl dieser Gefangenen auf mindestens 800. Orlow gestand, dass ihm die Anpassung an seine neue Rolle im Exil schwerfalle, da er sich lieber in seiner Heimat engagieren würde, aber die Gefahr der Strafverfolgung befürchten muss. Er äußerte die Hoffnung, sich auch von Deutschland aus für die Freilassung weiterer politischer Gefangener, darunter acht Schwerkranke, einsetzen zu können. Die Enttäuschung war groß, als diese Gefangenen bei dem jüngsten Austausch nicht berücksichtigt wurden. Orlow, der in 2022 wegen seiner kritischen Position gegenüber dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt worden war, reflektierte auch über die fortlaufende Arbeit von Memorial. Die Organisation war für ihre Dokumentation von Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch in der ehemaligen Sowjetunion und im postsowjetischen Russland mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Trotz der Verurteilung und dem Exil bleibt Orlow entschlossen, seinen Kampf für Menschenrechte fortzuführen. Der Austausch am Donnerstag umfasste insgesamt 26 Personen, darunter auch den berüchtigten "Tiergartenmörder" Wadim Krassikow, der nach Russland zurückkehrte.