Fed-Chef Powell bleibt vage: Keine Leitzinssenkung in Sicht

Vor dem US-Senat vermied US-Notenbankchef Jerome Powell erneute klare Signale zu einer möglichen Leitzinssenkung. Er betonte, am heutigen Tag keine Hinweise zur Zinspolitik der Federal Reserve geben zu wollen. Powell verwies auf jüngste Inflationsdaten, die auf „bescheidene, weitere Fortschritte“ bei der Preisentwicklung hindeuten. Das Vertrauen, dass sich die Inflation dem Zielwert der Fed von zwei Prozent annähere, würde durch „mehr gute Daten“ gestärkt. Powell warnte, dass eine zu geringe oder verspätete Zinssenkung die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt gefährden könnte. Hingegen könnte eine zu frühe oder starke Zinssenkung den bisherigen Inflationsfortschritt abwürgen. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent belassen, dies bereits zum siebten Mal in Folge. Zum US-Arbeitsmarkt äußerte Powell, dieser scheine „wieder völlig im Gleichgewicht zu sein“, wenngleich sich die Bedingungen zuletzt abgekühlt hätten. Die neuesten Daten deuteten deutlich auf eine Abschwächung hin. Elmar Völker, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, kommentierte, dass Powell sich weiterhin nicht genau in die Karten schauen lasse, was die Dauer der aktuellen Leitzinspolitik betreffe. Trotz eingetrübter Konjunkturaussichten käme der nächste Fed-Zinsentscheid am 31. Juli zu früh für eine Zinswende. Eine Fed-Sitzung im September wäre aus heutiger Sicht ein passenderer Zeitpunkt für eine Phase der geldpolitischen Lockerung, falls sich Anzeichen einer merklichen Konjunkturabschwächung verdichten sollten. Die Aktienmärkte in den USA und Europa reagierten auf Powells Aussagen mit Kursverlusten. Auch die Kurse von US-Staatsanleihen fielen, während sich die Reaktionen am Devisenmarkt in Grenzen hielten.