Evonik kündigt massiven Stellenabbau bei Verwaltungsreform an

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Der Spezialchemie-Riese Evonik Industries plant eine umfassende Umwandlung seiner Verwaltungsstrukturen, die mit einer deutlichen Reduzierung der Belegschaft einhergeht. Insgesamt sollen bis zu 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon treffe es etwa 1500 Stellen in Deutschland. Dies teilte das im MDax gelistete Unternehmen mit. Der Stellenabbau soll vornehmlich durch natürliche Fluktuation und großzügige Abfindungsprogramme erreicht werden, wobei die Implementierung der Maßnahmen bis Ende 2026 zur Senkung der Jahreskosten um geschätzte 400 Millionen Euro führen solle. Die ersten finanziellen Effekte der Umstrukturierung erwartet die Unternehmensführung bereits für 2024. Das Ziel der Essener ist eine positive Entwicklung des operativen Gewinns im anhaltend anspruchsvollen Wirtschaftsklima des Jahres 2024. Ende 2023 zählte das Chemieunternehmen weltweit rund 33.400 Vollzeitstellen, wovon etwa 20.000 in Deutschland angesiedelt waren. Der erst kürzlich bekanntgegebene Verkauf des Geschäftsbereichs für Superabsorber, der Windelmaterialien und ähnliche Produkte beinhaltet, wird in den Zahlen nicht berücksichtigt. Dort sind circa 1000 Mitarbeiter beschäftigt, inklusive 750 in Deutschland. Trotz des Personalabbaus bestätigte Evonik die frühere Zusicherung, bis 2032 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Umstrukturierung der Verwaltung soll bis Ende 2026 vollständig abgeschlossen sein – eine erste Phase ist bereits durchgeführt. Zu den organisatorischen Änderungen gehört die Reduzierung der Hierarchiestufen unterhalb der Vorstandsebene sowie eine Beschleunigung der Prüf- und Freigabeprozesse. Eine Verringerung der Verwaltungsbürokratie wird auch beim Konkurrenten Bayer beobachtet, der ähnlich vorgeht und ebenfalls Führungspositionen einspart. Evonik will nun gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung einen verantwortungsbewussten Weg für den Stellenabbau aushandeln. Die Industriegewerkschaft Bau, Chemie, Energie (IGBCE) fordert, dass die geplanten Einschnitte die Leistungsfähigkeit des Konzerns stärken müssen und nicht bloß Sparmaßnahmen darstellen. Transparente Informationen für die Angestellten und ein sozialverträglicher Abbau in Deutschland, der insbesondere auf freiwilliges vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnis setzt, sind hierbei zentrale Forderungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr musste Evonik einen Umsatzrückgang von 17 Prozent auf rund 15,3 Milliarden Euro hinnehmen, das operative Ergebnis fiel um ein Drittel auf 1,66 Milliarden Euro. Dabei kam es zu einem Nettoverlust von 465 Millionen Euro, bedingt durch Abschreibungen auf verschiedene Geschäftsteile. Trotz der Herausforderungen bleibt die Dividende mit 1,17 Euro je Aktie konstant, die RAG-Stiftung hält weiterhin die Mehrheit der Anteile mit etwa 53 Prozent. CEO Christian Kullmann warnt vor einer langsamen Erholung im aktuellen Geschäftsjahr aufgrund globaler Wachstumshemmnisse wie Inflation und straffer Geldpolitik. Dennoch peilt Evonik für 2024 ein Ebitda zwischen 1,7 und 2,0 Milliarden Euro an und erwartet ein positives Konzernergebnis. Schließlich setzt sich Kullmann vehement gegen rechtsradikale Tendenzen in Europa ein, die den wirtschaftlichen Fortschritt untergraben könnten.