Eni und die Energiezukunft: Ein Erfolg auf leisen Sohlen?

  • Eni plant den Verkauf eines Anteils an Tochtergesellschaft Enilive an KKR.
  • Enilive soll in diesem Jahr eine Milliarde Euro EBITDA generieren.

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Europas Ölriesen stehen seit Jahren vor der milliardenschweren Frage, wie der Übergang zur Energiezukunft bewältigt werden kann. Kein Unternehmen hat bisher eine endgültige Lösung gefunden – wie die jüngsten strategischen Anpassungen von Konzernen wie Shell zeigen. Doch ein Konzept beginnt, sich als vielversprechend abzuzeichnen: Der italienische Energieriese Eni setzt auf die Gründung unabhängiger Tochtergesellschaften, die sich eigenständig auf den Kapitalmärkten finanzieren und ohne die Last des Mutterkonzerns operieren können. Im Rahmen dieser Strategie befindet sich Eni in Gesprächen mit der Beteiligungsgesellschaft KKR, um einen Anteil von 20 bis 25 Prozent an ihrer Biokraftstoffsparte Enilive zu verkaufen. Sollte der Deal zustande kommen, könnte dies das gesamte Unternehmen, zu dem auch mehr als 5.000 Tankstellen in Europa sowie Cafés und ein Carsharing-Geschäft gehören, mit 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro bewerten, wie Eni erklärte. Enilive, das schuldenfrei ist, soll in diesem Jahr eine Milliarde Euro EBITDA generieren. Dies würde einem zukünftigen Unternehmenswert/EBITDA-Multiple von 11,5 bis 12,5 entsprechen und damit deutlich höher liegen als bei anderen Biokraftstoffunternehmen wie Neste, die mit etwa dem Siebenfachen gehandelt werden. Trotz eines zuletzt überversorgten Marktes sticht Enilive durch die eigene Produktion von Rohstoffen positiv hervor, betont Irene Himona von Bernstein. Selbst unter Berücksichtigung höherer Multiplikatoren für Enilives andere Geschäftsbereiche wäre ein Deal auf diesem Niveau positiv zu werten. Bereits im vergangenen Jahr konnte Eni einen unerwartet attraktiven Verkauf eines Anteils seiner auf erneuerbare Energien fokussierten Tochter Plenitude verzeichnen. Diese Erfolge sind bemerkenswert in einem Sektor, der darum kämpft, traditionelle fossile Brennstoffinvestoren vom Wert sauberer Energiegeschäfte zu überzeugen. Trotz dieser Erfolge fiel die Marktreaktion auf die Gespräche mit KKR nahezu aus. Eni verdient zweifelsohne mehr Anerkennung. In den vergangenen zwölf Monaten schnitten die Aktien des italienischen Konzerns schlechter ab als die einiger Konkurrenten, darunter TotalEnergies und Shell. Weitere Einflussfaktoren waren unter anderem der Druck durch schwächere Erdgaspreise auf die Gewinnerwartungen und negative Überraschungen bei der Nettoverschuldung, wie Joshua Stone von UBS anmerkt. Die Fokussierung der Öl-Investoren auf Aktienrückkäufe spielt ebenfalls eine Rolle, obwohl Eni kürzlich seine Ausschüttungspolitik auf 30 bis 35 Prozent des operativen Cashflows (vorher 25 bis 30 Prozent) verbessert hat. Wahrscheinlich wird Eni seine Tochtergesellschaften irgendwann an die Börse bringen. Doch aktuell ist die Stimmung auf den Aktienmärkten für saubere Energieunternehmen noch nicht stark genug, um dies zu unterstützen. Derzeit gelingt es Eni, das reichlich vorhandene private Kapital optimal zu nutzen und zu zeigen, dass in der Tat Wert in diesen Bemühungen steckt.
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