Die Rückkehr des Risikos: Japans Aktienmarkt taumelt

  • Japans Aktienmarkt erlebt einen dramatischen Einbruch, der viele Investoren überrascht und die Nachhaltigkeit der jüngsten Erholungsphase in Frage stellt.
  • Globale und lokale Unsicherheitsfaktoren belasten die Marktstimmung, während die Stärke des Yen weitere Herausforderungen für japanische Unternehmen darstellt.

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Noch vor wenigen Monaten herrschte auf den Handelsflächen Tokios eine regelrechte Feierlaune. Die Börsenindizes durchbrachen gefeierte Allzeithochs aus dem Jahr 1989, und es schien, als sei Japan zurück auf der globalen Bühne. Doch der jüngste Einbruch lässt Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Erholung aufkommen. Innerhalb der ersten 20 Minuten des Handels am Montag verlor der Topix-Index bereits 7 Prozent, während der Yen gegenüber dem Dollar weiter erstarkte. Ein Marktteilnehmer erklärte: "Der Markt bewegt sich wie während der globalen Finanzkrise, nur ohne eine tatsächliche Krise als Auslöser. Japan bleibt der Ort, an dem die Welt Risiken bestraft." Die Geschwindigkeit und Heftigkeit der Korrektur überrascht viele Beobachter und könnte die zuletzt optimistischen Ansichten über den japanischen Markt grundlegend ändern. Eine belastende Kombination aus Rezessionsängsten in den USA, der Gefahr eines panischen Zinssenkens durch die US-Notenbank und beunruhigenden geopolitischen Spannungen drückt auf die Risikobereitschaft der Investoren weltweit. Spezifisch für Japan hat der 12-prozentige Anstieg des Yen gegenüber dem Dollar in den letzten Wochen die Gewinnerwartungen vieler japanischer Unternehmen ins Wanken gebracht. Am vergangenen Freitag verzeichnete der Nikkei 225-Index seinen größten Punkteverlust an einem Tag seit dem Crash im Oktober 1987, um diesen traurigen Rekord am Montag erneut zu überbieten. Der breitere Topix-Index ist seit seinem Allzeithoch im Juli um über 20 Prozent gefallen und liegt nun 5 Prozent unter dem Jahresanfangsniveau. All dies, obwohl diesmal alles anders sein sollte: Große internationale Fonds, angezogen von den Perspektiven in Japan, hatten ihr Engagement deutlich erhöht. Warren Buffetts Berkshire Hathaway verstärkte mehrfach seine Beteiligungen an Japans fünf größten Handelskonzernen, was viele als eine Aufforderung zur Neubewertung des japanischen Marktes interpretierten. Doch die jüngsten Wochen haben schmerzhaft daran erinnert, dass japanische Rallyes aufgrund der breiten Marktnatur und Liquidität stets anfällig für Rückschläge sind. Da viele globale Fonds ihre Engagements in China reduziert haben, fokussieren sie ihr Risikomanagement nun stärker auf Japan, womit es leichter ist, japanische Wertpapiere zu verkaufen. Der japanische Markt, oft als "Warrant auf den Welthandel" beschrieben, wird tendenziell gekauft, wenn die globalen Aussichten optimistisch und Themen wie Halbleiter oder Künstliche Intelligenz relevant sind. Neben den globalen Gründen gibt es auch viele inländische Themen, die eine schnelle Neubewertung nötig machen könnten, wie das Ende der Deflation, große Konsolidierungen im Inland und ein Tourismusboom. Doch all diese Hoffnungen wurden durch den jüngsten Marktsturz in Frage gestellt. Eine kritische Frage ist, wie viel Schuld der kleinen, aber entscheidenden Zinserhöhung der Bank of Japan in der vergangenen Woche zuzuschreiben ist. War Japan jemals robust genug, um nach Jahrzehnten ultralockerer Geldpolitik zur Normalität zurückzukehren? Wird die Zentralbank nun gezwungen sein, erneut als unterstützender Käufer aufzutreten? In jedem Fall bietet der japanische Markt globalen Investoren reichlich Möglichkeiten, ihre vielfältigen Sorgen auszudrücken. Diese Kombination aus globalen und lokalen Unsicherheitsfaktoren führt zu einer einzigartigen Situation. Ob der Einbruch nun endet, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass Japan eine herausfordernde Aufgabe hat, alle davon zu überzeugen, dass diese Krise wirklich anders ist.
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