Deutscher Auto-Export droht zu kippen: Chinesische Hersteller auf dem Vormarsch

Der traditionelle Exportüberschuss der deutschen Autoindustrie nach China steht vor einem möglichen Umbruch. Einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und deren Unternehmensberatung Strategy& zufolge, könnten bereits in diesem Jahr 440.000 Fahrzeuge chinesischer Hersteller nach Europa importiert werden. Im Gegenzug könnte die Zahl der nach China exportierten Fahrzeuge europäischer Hersteller auf 325.000 sinken – davon 295.000 Fahrzeuge aus deutscher Produktion. Im vergangenen Jahr gestaltete sich das Bild noch andersherum: 350.000 Fahrzeuge, darunter 320.000 deutsche, wurden nach China exportiert, während 280.000 Autos chinesischer Marken nach Europa gelangten. Chinesische Hersteller vergrößern ihren Marktanteil im inländischen Markt rasant. Die Studie beleuchtet insbesondere den weltweiten Absatz von Elektroautos und analysierte dafür die Verkaufszahlen in 21 Ländern. Der beeindruckende Marktanteilsgewinn von Batteriefahrzeugen, Plug-in-Hybriden und „Extended Range“-Batterieautos in China zeigt sich in einem Anstieg auf knapp 65 Prozent aller dort im zweiten Quartal verkauften Autos – im Vergleich zum Sommer 2019 ein Zuwachs von über einem Viertel. Die Autoren der Studie sind skeptisch, dass EU-Strafzölle auf chinesische Elektroautos den europäischen Herstellern auf lange Sicht helfen könnten. Laut Felix Kuhnert, Leiter des Autofachbereichs bei PwC Deutschland, könnten Zölle zwar kurzfristig vorteilhaft sein. Langfristig jedoch zeigten sich chinesische Hersteller anpassungsfähig und agil. Diese könnten auf Strafzölle reagieren, indem sie ihre Produktionskapazitäten in Europa ausbauen oder Partnerschaften für die Auftragsfertigung eingehen und mit noch wettbewerbsfähigeren Produkten auf den Markt kommen. China strebt die weltweite Technologieführerschaft in mehreren Industriebranchen an, insbesondere im Bereich der Elektroautos. Daher fördert die Pekinger Führung Produktion und Verkauf von Elektrofahrzeugen auf mehreren Ebenen, einschließlich kommunaler Subventionen in großen Städten.