Deutsche Bank kämpft mit milliardenschwerer Rückstellung nach Gerichtsverfahren über Postbank-Übernahme

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Die Freude über das jüngste positive Quartalsergebnis der Deutschen Bank verflog am Montag schneller als erhofft. Eine Gewinnwarnung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro ließ die Aktien des größten deutschen Kreditinstituts um über sechs Prozent fallen. Die Verlautbarung am Freitagabend machte bisher unberührte Rückstellungen für eine langwierige juristische Auseinandersetzung über die Akquisition von Postbank-Anteilen im Jahr 2010 öffentlich. Die Übernahme der Postbank, bei der die Deutsche Bank seit 2008 in Etappen vorgegangen war und die staatlich gefördert wurde, zählt zu einem der denkbar ungünstigsten Mergers and Acquisitions (M&A) der deutschen Bankengeschichte. Die damaligen Minderheitsaktionäre der Postbank hatten lange bemängelt, dass die Deutsche Bank im Zuge des Angebots zu geringe 25 Euro pro Aktie zahlte. Ihr Argument: Die Bank hatte bereits zuvor die Kontrolle über Postbank erlangt, als die Aktien noch deutlich höher bewertet waren, weshalb rechtlich ein Angebot von 57,25 Euro pro Aktie hätte erfolgen müssen. Die Deutsche Bank, die am Freitag vor Gericht Hinweise auf mögliche beifallswerte Ansprüche der Klägerseite erhielt, bekräftigte ihre starken Argumente in Fakten und Recht. Jedoch räumte das Institut zum ersten Mal die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung ein, nachdem das Gericht entsprechende Verhandlungen anregte. Analysten reagieren unterschiedlich auf die Entwicklung: Trotz der signifikanten Rückstellung, die fast ein Fünftel des prognostizierten Jahresgewinns vor Steuern von 6,8 Milliarden Euro aufzehren könnte, erscheint die Situation laut Citigroup-Analyst Andrew Coombs beherrschbar. Die Belastung entspräche gerade einmal zwei Prozent des materiellen Buchwerts und vier Prozent der Marktkapitalisierung der Bank. Die Deutsche Bank gab bekannt, dass die finanziellen Ziele für 2025 unverändert bleiben. Dazu zählt insbesondere das Versprechen, zwischen 2021 und 2025 Aktienrückkäufe und Dividenden in Höhe von 8 Milliarden Euro zu tätigen. Im Oktober deutete die Bank ferner an, die Ausschüttungen an die Aktionäre bis 2025 um bis zu 3 Milliarden Euro erhöhen zu wollen, wobei dieser Betrag am Sonntag nicht wiederholt wurde. Die rechtlichen Auseinandersetzungen um den Preis der Übernahme im Jahr 2010 erlebten in der Vergangenheit wechselhafte Urteile, die von übergeordneten Gerichten wieder aufgehoben wurden. Der offizielle Grund für die Akquisition war die Nutzung der üppigen Einlagen der Postbank zur günstigen Finanzierung der Investitionsbank-Aktivitäten der Deutschen Bank. Nachdem dies von Regulierungsbehörden verhindert und ein kostspieliger erster Versuch der IT-Integration gescheitert war, bot die Deutsche Bank die Postbank 2015 zum Verkauf an. Als kein passender Käufer gefunden werden konnte, wurde zwei Jahre später beschlossen, die IT-Systeme doch zu integrieren, was bis heute andauert. Probleme bei der Integration im letzten Jahr führten zu einer öffentlichen Rüge durch die BaFin. Die Bank bestätigte, dass die Probleme weitestgehend behoben seien, verwies jedoch auf zusätzliche IT-Kosten, die über 100 Millionen Euro liegen.