Deutsche Bahn startet Bau von Gigabit-Mobilfunknetz entlang von Bahngleisen

Eulerpool News
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Die Bauarbeiten für ein innovatives Bahn-Projekt zur Erprobung eines Mobilfunknetzes mit Gigabit-Speed haben begonnen. Auf der wenig befahrenen Strecke zwischen Karow und Malchow in Mecklenburg-Vorpommern wurden die ersten Masten im Boden verankert. An dem rund 12,7 Millionen Euro teuren Projekt beteiligen sich die Deutsche Bahn, Telefónica (O2), Vantage Towers und Ericsson. Die Hälfte der Kosten wird durch Fördermittel des Bundesverkehrsministeriums abgedeckt. Das Projekt befindet sich noch in einem frühen Stadium. Bis Ende des Jahres sollen 13 Antennenstandorte fertiggestellt sein. Anschließend sind Messungen geplant, um das System zu konfigurieren. Die Testfahrten der ICE-Züge sollen dann im Frühjahr 2024 beginnen. Es steht jedoch in Frage, ob ein Gigabit-Netz tatsächlich flächendeckend entlang der deutschen Bahnstrecken errichtet wird, da dies eine kostspielige Angelegenheit wäre und wesentlich mehr Mobilfunkmasten erfordern würde als derzeit vorhanden sind. Das Ziel des Projekts ist einerseits eine unkomplizierte Bauweise, bei der herkömmliche Beton-Fundamente nicht mehr erforderlich sind. Zudem wird ein hohes Frequenzband genutzt. Dies ist neu für Bahnstrecken. Das 3,6 Gigahertz-Band ermöglicht enorme Datendurchsätze und eine sehr geringe Reaktionszeit. Allerdings ist die Reichweite der Antennen in diesem Frequenzband gering, mit einer Angabe von nur 500 bis 1000 Metern. Daher werden wesentlich mehr Masten benötigt als bei Bahnstrecken, die in niedrigen Frequenzbändern mit größerer Reichweite arbeiten. Diese niedrigen Bänder, wie das 0,7 Gigahertz-Band, haben jedoch den Nachteil einer geringeren Bandbreite und einer schlechteren Reaktionszeit im Vergleich zu den hohen Bändern. Gemäß den Vorgaben beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit an ICE-Strecken mindestens 100 Megabit pro Sekunde. Mit dem neuen Projekt in 3,6 Gigahertz wird eine Geschwindigkeit von 1000 Megabit (1 Gigabit) pro Sekunde angestrebt – ein völlig neues Niveau in Bezug auf Internetverbindung während der Zugfahrt. "Um die Menschen für die klimafreundliche Bahn zu begeistern, müssen wir ihnen eine exzellente Telefon- und Internetverbindung bieten", sagt Daniela Gerd tom Markotten, Technikchefin der Deutschen Bahn. Angesichts derjenigen, die im digitalen Zeitalter mobil arbeiten, Filme unterwegs streamen oder digitale Studieninhalte nutzen möchten, möchte die Bahn den Zug zu einem "rollenden Büro, Kino oder Vorlesungssaal" machen. "Das ist nur durch 5G mit Gigabit-Datenraten möglich, insbesondere angesichts des steigenden Datenvolumens." Auch O2-Vorständin Valentina Daiber ist optimistisch und sagt, dass die technologischen Möglichkeiten für eine leistungsfähige Gigabitversorgung vorhanden sind. "Jetzt werden wir gemeinsam erproben, wie wir sie entlang des Schienennetzes bestmöglich implementieren können." Letztendlich gehe es auch um ein besseres Verständnis für die Wirtschaftlichkeit und Finanzierung dieses Vorhabens.