Dax verfehlt erneut Rekordhoch - Berichtssaison und US-Inflationsdaten im Fokus

Eulerpool News
·


Der deutsche Leitindex Dax hat es auch am Freitag nicht geschafft, sein jüngstes Rekordhoch zu überschreiten. Obwohl er sich bis auf 36 Punkte seinem Höchststand annäherte, schloss der Dax letztlich nur 0,32 Prozent höher bei 16.961,39 Punkten. Das Rekordhoch von Mitte Dezember liegt bei etwa 17.003 Punkten. Insgesamt konnte der Dax jedoch einen Wochenanstieg von etwa 2,5 Prozent verzeichnen. Auch der MDax legte vor dem Wochenende um 0,38 Prozent auf 26.174,57 Punkte zu. Am Vortag konnte der Dax, nach der erwarteten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), seine Verluste ausgleichen und leicht im Plus schließen. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe den bisherigen Widerstand der Notenbanker gegen frühe Zinssenkungen ein wenig aufgeweicht, so Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Wenn die nächsten Inflationsdaten nicht enttäuschen, sei eine erste Zinssenkung im Juni wahrscheinlich. Doch zunächst steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed nächste Woche im Fokus. Am Freitag rückte der sogenannte PCE-Preisdeflator in den USA in den Fokus. Der Preisauftrieb, gemessen an der von der Fed besonders beachteten Kernkomponente des PCE-Preisindex, ging etwas deutlicher zurück als erwartet. Dies nährte die Hoffnung auf eine Zinssenkung an der Wall Street, was dazu führte, dass der Dow Jones Industrial ein weiteres Rekordhoch erreichte. Auch die Berichtssaison der Unternehmen sorgte für Impulse, auch hierzulande. "Der Dax wird weiterhin von den guten Quartalszahlen getragen und die Investoren fokussieren sich klar auf die zyklischen Sektoren", schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow. Die Erholungshoffnung für die deutsche Konjunktur werde wieder in die Aktienkurse eingepreist. Besonders Automobil- und Chemiewerte gehörten zu den stärksten Titeln im Dax. Die Aktien des Laborausrüsters Sartorius zogen an der Dax-Spitze um 9,9 Prozent an. Jefferies-Analyst James Vane-Tempest lobte den Geschäftsausblick des Unternehmens. Sartorius plant, nach einem schwachen vergangenen Jahr wieder zu wachsen und die Profitabilität zu steigern. Davon profitierte auch der gesamte Sektor: Merck, die eine eigene Laborzuliefersparte haben, legten um 6 Prozent zu. Im MDax gewannen die Gerresheimer-Aktien 2,5 Prozent. Der Verpackungsspezialist erzielt einen Großteil seines Umsatzes mit der Pharmaindustrie. RWE war hingegen der schwächste Wert im Dax. Nach der Vorlage von Eckdaten rutschten die Aktien ab der Mittagszeit ab und verloren letztlich 6 Prozent. Aufgrund der in den letzten Wochen deutlich gesunkenen Energiepreise erwartet RWE für 2024 ein Ergebnis am unteren Ende der zuvor genannten Spanne. Die Deutsche Telekom verzeichnete einen Rückgang von 0,8 Prozent aufgrund schwacher Signale von T-Mobile US. Die Tochter verfehlte die Gewinnerwartungen für das vierte Quartal, was zu Kursverlusten im New Yorker Handel führte. Ein insgesamt durchwachsener Bericht reichte nicht aus, um den jüngsten Aufwärtstrend weiter anzufeuern, so ein Händler. Die Aktien von Infineon verloren 0,9 Prozent. Die Stimmung im Chipsektor wurde durch eine enttäuschende Prognose des US-Chipherstellers Intel beeinträchtigt. Zulieferer und Ausrüster wie Siltronic, Aixtron und PVA Tepla gerieten noch stärker unter Druck. Intel enttäuschte mit seinem Ausblick für das laufende Quartal, was zu einem Einbruch der Aktien des Prozessorherstellers in den USA führte. Im SDax fielen die GFT-Aktien mit einem Plus von 3,7 Prozent positiv auf. Der IT-Dienstleister gab die Übernahme des kolumbianischen Kernbanken-Experten Sophos Solutions bekannt. Analyst Andreas Wolf von Warburg Research bezeichnete dies als Stärkung der internationalen Präsenz des IT-Dienstleisters. Die Aktien des Biotech-Unternehmens Morphosys schnellten um 13,8 Prozent nach oben und setzten sich an die Spitze des Nebenwerteindex. Händler verwiesen auf Übernahmespekulationen im Biopharmasektor. Starke Kursschwankungen waren bei Morphosys zuletzt keine Seltenheit. Bekannte Leerverkäufer sollen im neuen Jahr ihre Wetten auf fallende Notierungen deutlich erhöht haben. Auch die Papiere der DWS konnten eine Kursrally verzeichnen und legten um 2 Prozent zu. Neue Ausschüttungspläne der Fondstochter der Deutschen Bank sorgten für gute Stimmung bei den Anlegern. DWS plant eine Sonderausschüttung sowie eine etwas höhere ordentliche Dividende. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,16 Prozent auf 4635,47 Punkte. Der britische FTSE 100 schloss ähnlich deutlich im Plus. Der französische Cac 40 stieg dank starker Kursgewinne beim Luxusgüterkonzern LVMH sogar um mehr als 2 Prozent. An der Wall Street konnte der Dow Jones Industrial trotz eines moderaten Plus erneut ein Allzeithoch erreichen und legte zum Handelsschluss in Europa um rund 0,3 Prozent zu. Der Euro wurde durch robuste Konjunkturdaten aus Frankreich gestützt und kostete zuletzt 1,0862 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0871 US-Dollar fest. Der Dollar kostete somit 0,9199 Euro. Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen fiel von 2,36 Prozent am Vortag auf 2,25 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,56 Prozent auf 125,99 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,19 Prozent auf 134,35 Punkte nach.