Boeing in Turbulenzen: Cashburn-Rate und Produktionsbremse bei 737 Max

Eulerpool News
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Angesichts verlangsamter Produktionszahlen bei der Modellreihe 737 Max und anhaltend hohen Entschädigungszahlungen an die Kundschaft verbucht Boeing im ersten Quartal des Jahres einen Cashburn von beinahe 4 Milliarden US-Dollar. Die damit verbundene finanzielle Herausforderung folgt auf einen Zwischenfall im Januar, bei dem ein Teil der Außenverkleidung eines Flugzeuges während des Betriebs abgeplatzt ist. Im Vergleich zur Vorjahresperiode, mit einer negativen Cashflow-Bilanz von 786 Millionen US-Dollar, betonen die aktuellen Zahlen einen deutlichen Unterschied. Der Flugzeugbauer meldete hierbei einen Nettoverlust von 355 Millionen US-Dollar. Boeings CEO Dave Calhoun betont, dass die aktuellen Geschäftsergebnisse die unmittelbaren Maßnahmen widerspiegelten, welche zur Verlangsamung der 737-Produktion eingeleitet wurden, um die Produktqualität zu steigern. Dies beinhaltet unter anderem verbesserte Trainingsansätze, Werkzeuge, Inspektionsverfahren und die Kontrolle der Arbeitsabläufe im 737-Werk in Renton, Washington. Calhoun, der das Unternehmen bis Ende des Jahres als Chef leiten wird, betonte, dass man trotz der herausfordernden Situation die Lieferkette stabilisieren, die Fabrikbetriebe festigen und sich so aufstellen wolle, dass Boeing den Qualitätsanforderungen und Liefererwartungen der Kunden gerecht werde. Aktuell produziert Boeing weniger als 38 Flugzeuge des Typs Max pro Monat. Eine Reduktion, welche die finanziellen Einbußen weiter verschärft, da Flugzeuglieferungen eine Hauptquelle für den Cashflow des Unternehmens darstellen. Dennoch ist dieser Schritt einer der ergriffenen Maßnahmen im Zuge von Verbesserungen im Herstellungsprozess nach der schwerwiegenden Druckabfallpanne auf einem Flug der Alaska Airlines. Boeing sieht sich derzeit nicht nur mit Untersuchungen durch Luftfahrtregulierungsbehörden konfrontiert, sondern auch mit Nachforschungen des US-Justizministeriums. Auch wenn bei dem Vorfall keine Todesopfer zu beklagen waren, gab es Verletzte und der Vorfall erinnerte an die zwei Abstürze, die zu einer fast zweijährigen weltweiten Flugverbotsphase für den Max geführt hatten. Ein vorläufiger Bericht der National Transportation Safety Board (NTSB) legte dar, dass vier Bolzen, die für die Befestigung des betreffenden Panels am Rumpf gedacht waren, fehlten. Audits der US Federal Aviation Administration (FAA) deckten auf, dass Boeing mutmaßlich in mehreren Fällen Herstellungs- und Qualitätsrichtlinien nicht einhalten konnte. Dem Unternehmen wurde eine Frist bis Ende Mai gesetzt, um einen Verbesserungsplan vorzulegen. Trotz der angespannten Situation gab Boeing am Mittwoch keine finanzielle Prognose für das laufende Geschäftsjahr heraus, wie schon im Januar durch Calhoun bekannt gegeben wurde. Der Druck auf Boeing führte bereits zu bedeutenden Veränderungen in der Unternehmensführung. Neben dem geplanten Rücktritt Calhouns zum Jahresende wird auch der Vorsitzende des Boards, Larry Kellner, nach der jährlich stattfindenden Hauptversammlung im Mai seinen Posten aufgeben. Stan Deal, der Leiter der kommerziellen Flugzeugsparte des Konzerns, hat das Unternehmen bereits verlassen.