Baywa-Konzern kassiert Prognose und hofft auf Großaktionär: Hoffnungsschimmer trotz milliardenschwerer Verschuldung

  • Baywa hat seine Jahresaussichten zurückgezogen und erwartet keine verlässliche Prognose für 2024.
  • Trotz der schlechten Nachrichten setzt die Aktie ihren Erholungskurs fort, befeuert durch erwartete Kapitalzufuhr.

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Der wirtschaftlich angeschlagene Agrarkonzern Baywa hat seine Jahresaussichten zurückgezogen. Aufgrund des aktuell laufenden Sanierungsgutachtens könne die Unternehmensführung derzeit keine verlässliche neue Prognose für den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) für das Jahr 2024 abgeben, ließ der Konzern am gestrigen Mittwochabend nach Börsenschluss in München verlauten. Trotz dieser unerfreulichen Nachricht setzte die im SDax gelistete Aktie am Donnerstagmorgen ihren Erholungskurs fort. In der ersten Handelsstunde verzeichnete das Papier einen Anstieg um bis zu 16 Prozent und kletterte zuletzt um fast vier Prozent auf 11,74 Euro. Damit konnte die Aktie seit ihrem Mehrjahrestief am Mittwochnachmittag fast ein Viertel an Wert gewinnen. Als Grund für den Kursanstieg gilt die erwartete Kapitalzufuhr des Großaktionärs, einer Beteiligungsgesellschaft der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken. Trotz dieser kurzfristigen Gewinne notiert das Wertpapier jedoch weiterhin deutlich unter seinem Niveau vor der Bekanntgabe des Sanierungsgutachtens vor zwei Wochen. Seither hat die Aktie etwa die Hälfte ihres Wertes verloren. Schon vor der Ankündigung befand sich das Papier auf Abwärtskurs: Seit dem Rekordhoch von 49,20 Euro im November 2022 belaufen sich die Verluste auf rund 75 Prozent. Der Börsenwert des Unternehmens beträgt jetzt lediglich noch 450 Millionen Euro, verglichen mit etwa 1,7 Milliarden Euro im Herbst 2022. Neben der zurückgezogenen Prognose veröffentlichte Baywa vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr, die jedoch unter dem Vorbehalt einer bevorstehenden Überprüfung der Vermögenswerte stehen. Infolgedessen verschiebt sich die Veröffentlichung des Halbjahresberichts, ursprünglich für den 8. August geplant, auf den 27. September. Der Agrarkonzern, der aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangen ist und rund 24.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat sich zur Verbesserung seiner angespannten Finanzierungslage vor knapp zwei Wochen einen Sanierungsgutachter an Bord geholt. Diese Woche deutete sich nun Perspektiven auf eine Rettung an: Die Beteiligungsgesellschaft der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken als Hauptaktionär plant, das Unternehmen finanziell zu unterstützen. Baywa ist mit kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten von etwa 5,6 Milliarden Euro belastet. Die Zinsbelastung des Konzerns hat sich aufgrund des rapiden Anstiegs der Kreditzinsen seit 2021 auf 362 Millionen Euro im Jahr 2023 verdreifacht. Im ersten Halbjahr gingen die vorläufigen Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern brach um zwei Drittel auf 61,3 Millionen Euro ein. Bereits im ersten Quartal schrieb Baywa operativ rote Zahlen. Ursprünglich hatte der Konzern für das Gesamtjahr einen operativen Gewinn von 365 bis 385 Millionen Euro prognostiziert.
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