Aussicht auf Zinssenkungen: DAX auf Allzeithoch

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Die Diskussionen über die Zinspolitik sind nach den jüngsten Notenbanksitzungen der Vergangenheit neu entfacht. Analysten dämpfen dabei die zwischenzeitlich aufgekommene Euphorie an den Märkten. Frankfurt am Main, 18. Dezember 2023 - Die überraschend vorsichtigen Äußerungen der amerikanischen Notenbank haben in der vergangenen Woche den DAX auf ein neues Allzeithoch steigen lassen. Fed-Chef Powell verkündete nach der Sitzung am Mittwochabend, dass bereits über anstehende Leitzinssenkungen diskutiert wurde. Die Fed Funds Futures prognostizieren nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, dass der erste Zinsschritt am 20. März erfolgt. Insgesamt werden bis Ende 2024 sechs Zinssenkungen erwartet. Die Aktienmärkte werden wieder attraktiver Die Aktien werden im Vergleich zu anderen Anlageklassen wieder attraktiver, so die Einschätzung von Sven Streibel, Chefanlagestratege der DZ Bank. "Die übertriebenen Zinssorgen gehören spätestens seit der Fed-Sitzung der Vergangenheit an", erklärt er. Trotzdem hält sich die Euphorie bei der Commerzbank in Grenzen. Die Prognose von sechs Zinsschritten oder 150 Basispunkten wird als übertrieben betrachtet. "Wir rechnen nur mit der Hälfte", sagt CEFA-Analyst Martin Roth. Auch für die Eurozone werden drei Zinssenkungen erwartet, die jedoch erst ab dem Sommer 2024 erfolgen sollen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte am Donnerstag, dass die Notenbank zunächst den Bilanzabbau fortsetzen wolle. Die bereits vielfach eingepreisten Zinssenkungen seien hingegen "überhaupt nicht diskutiert worden". Gewinnmitnahmen nach Rekordhoch Nach den Äußerungen der Notenbanken kam es an der deutschen Börse zu Gewinnmitnahmen. Der DAX beendete am Freitag den großen Verfallstag an den Terminbörsen nahezu unverändert bei 16.751 Punkten. Zuvor war der Index erstmals in seiner langjährigen Geschichte über die Marke von 17.000 Punkten gestiegen. Das neue Rekordhoch liegt nun bei gut 17.003 Punkten. Seit Jahresbeginn hat der DAX bereits über 20 Prozent zugelegt und damit besser abgeschnitten als der MDAX (+8,0 Prozent), TecDAX (+14,0 Prozent) und SDAX (+14,2 Prozent). Aktueller Stand und Ausblick Im frühen Handel liegt der DAX heute Morgen bei rund 16.700 Punkten und damit leicht im Minus. In den USA erreichte der Dow-Jones-Index am Freitag ein neues Allzeithoch bei 37.305 Punkten. Der S&P 500 und der Nasdaq 100 fehlen nur noch wenige Punkte bis zu neuen Rekorden. In Asien schloss der Nikkei-Index hingegen mit einem Minus von 0,7 Prozent. Wechsel im Fokus der Anleger Uwe Streich von der LBBW geht davon aus, dass nach der fulminanten Rally nun wieder kleinere Brötchen gebacken werden. Der Start in das neue Jahr werde demnach "weniger rauschend als der Schlussspurt 2023 verlaufen". Zudem gibt es Anzeichen dafür, dass vermehrt Midcaps statt Blue Chips im Fokus stehen könnten. Historisch betrachtet hat sich der MDAX in den ersten neun Monaten eines Jahres besser entwickelt als der DAX, der meist zum Jahresende hin stärker abschneidet. Breitere Aktienhausse in den USA Die Banken bewerten positiv, dass die Aktienhausse in den USA bereits jetzt an Breite gewonnen hat. Nachdem bis Oktober vor allem die sogenannten Magnificent-7-Aktien (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla) für den Aufschwung verantwortlich waren, konnten zuletzt auch die anderen Titel zulegen. Als Beweis dafür dient die Aufholjagd des gleichgewichteten S&P 500-Index, der bis Ende Oktober noch mit einem Minus von drei Prozent notierte und mittlerweile um 13 Prozent zugelegt hat. Ausblick für das kommende Jahr Laut der Commerzbank liegt eine für Aktienindizes durchaus günstige Konstellation für das kommende Jahr vor. Allerdings wird es auch 2024 wieder Phasen der Konsolidierung und stärkere Korrekturen geben. Die Analysten der Helaba teilen diese Einschätzung. Obwohl das Kurspotenzial des DAX mit einem fairen Wert von 17.500 Punkten noch nicht ausgeschöpft sei, habe sich durch die vermutlich über das Ziel hinausgeschossenen Zinssenkungserwartungen eine gewisse Enttäuschung aufgebaut.