Ambition und Realität: Großbritanniens Herausforderung mit dem ZEV-Mandat

  • Großbritanniens ZEV-Mandat fordert eine Erhöhung des Elektrofahrzeuganteils.
  • Hohe Preise und unzureichende Ladeinfrastruktur behindern diese Ziele.

Eulerpool News·

Die Regierung Großbritanniens rühmte sich, als sie Gesetze erließ, die Autohersteller dazu zwingen, mehr Elektrofahrzeuge (EVs) zu verkaufen, und versprach, das Land an die Spitze der sauberen Energiewende zu setzen. Acht Monate später zeigt sich jedoch, dass diese ehrgeizigen Ziele auf erhebliche Hindernisse stoßen. Das im Januar eingeführte Mandat für emissionsfreie Fahrzeuge (ZEV) fordert, dass 22 % der neuen Autos in Großbritannien im Jahr 2024 elektrisch sein müssen, wobei dieser Anteil bis 2030 jährlich auf 80 % steigen soll. Damit sollte den Herstellern die Sicherheit gegeben werden, die Produktion neuer EVs hochzufahren und einen stetigen Zufluss von Fahrzeugen für den Gebrauchtwagenmarkt zu gewährleisten. Doch neben dem Anreiz gibt es auch Sanktionen: Wer diese Quoten nicht erfüllt, muss £15,000 für jedes zusätzliche nicht-elektrische Fahrzeug zahlen. Trotz des Anstiegs der EV-Verkäufe von Januar bis Juli 2024 um 10 %, zeigt sich, dass dies hinter dem Anstieg von 18 % im Vorjahr zurückbleibt. Viele Verbraucher schrecken aufgrund hoher Preise und der unzureichenden Ladeinfrastruktur vor einem Kauf zurück. Dieser Umstand bereitet Autoherstellern Sorgen, die ihre ZEV-Ziele möglicherweise nicht erreichen. So behauptet Vertu Motors, einer der größten Autohändler Großbritanniens, dass einige Hersteller die Lieferung von Benzinautos zurückhalten, um ihren E-Auto-Anteil künstlich zu erhöhen. Grundsätzlich bleibt der Preis das größte Hindernis: Viele Fahrer mögen zwar die Idee eines umweltfreundlicheren Autos, sind aber weniger bereit, nach den inflationsbedingten Belastungen der letzten Jahre viel Geld auszugeben. Steigende Zinssätze und ein geschrumpftes Angebot an erschwinglichen Fahrzeugen tragen zur Preissteigerung bei. Laut einem Bericht von Auto Trader sind die Neuwagenpreise seit 2019 um 40 % gestiegen, was auch an der Entscheidung von Marken wie Ford liegt, günstigere Modelle vom Markt zu nehmen. Rund 21 % der Neuwagen vor fünf Jahren kosteten unter £20,000; heute sind es nur noch 4 %. Prominente Hersteller wie Stellantis, hinter Marken wie Vauxhall und Citroën, haben wiederholt Anpassungen der ZEV-Ziele gefordert und drohen mit Werksschließungen. Dennoch sehen einige Verbrauchergruppen die Preisnachlässe als Vorteil für den Gebrauchtmarkt, wobei dreijährige bis fünfjährige EVs nahezu Preisparität mit Benzinmodellen erreicht haben. Der Gebrauchtwagenmarkt steht jedoch vor Herausforderungen, da Flottenbetreiber, die hauptverantwortlich für 80 % der EV-Verkäufe sind, unter dem Wertverlust der Fahrzeuge leiden. Leasingunternehmen ziehen sich zurück oder erhöhen die Anforderungen, was laut BVRLA-Chef Gerry Keaney das Risiko eines Marktversagens heraufbeschwört. Eine umfassende Kampagne zur Förderung des mehrheitlichen Übergangs auf EVs wird gefordert, während Regierungsvertreter betonen, dass das Marktwachstum trotzdem weiterhin stark ist. Laut Auto Trader könnten günstigere Fahrzeuge aus China den Markt beleben, aber die Verbraucher benötigen weiterhin Unterstützung für den Wechsel zu elektrischen Autos.
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