Die Wall Street trägt Oracle wieder auf Händen: Der Softwarehersteller, der 1986 an der Börse notiert wurde, hat in den letzten Monaten eine Kursentwicklung seines Aktienpapiers verzeichnet, die nicht zu seinem Image passt.

Seit Jahresbeginn ist der Kurs um mehr als 40 Prozent gestiegen – so viel wie jener der Microsoft-Aktien, die dank ihrer Vorreiterrolle im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) derzeit sehr gut nachgefragt werden.

Der Hype um die KI, die für eine große Rechenleistung benötigt wird, jedoch sorgt jetzt für einen Schub – so zumindest das Statement von Oracle-Konzernchefin Safra Catz. Keine reine Selbstvermarktung, sondern der Gipfel eines mehrjährigen Transformationsprozesses, wie Holger Müller, Analyst bei Constellation Research, bestätigt.

Insgesamt führte Oracle ein Portfolio für die Cloudtechnologie ab 2015 auf, um den Marktanteilen, die es insbesondere aufgrund des Flexibilitätsvorsprungs des Cloud-Angebots von Konkurrenten wie Amazon Web Services (AWS) eingebt, entgegenzuwirken. Mit Kunden wie Tiktok und Uber konnte der Big Red, wie die Cloudplattform Oracles genannt wird, beweisen, dass sie gigantische Datenmengen in Echtzeit bewältigen kann. Auch ein zwei Milliarden Dollar schwerer Vertrag mit dem Pentagon ist für Oracle ein Erfolg.

Für die Entwicklung von KI-Diensten konnten Spezialisten abgeworben werden, die schon viel Erfahrungen mitzubringen hatten. Dies lässt Oracle mit seinem einzigartigen Wissen auf die Cloud abgestimmten Kundenbasen von Data-Banken bis hin zu Geschäftssoftware und Produktionsketten punkten, da sie eben eine enorme internationale Reichweite hat. Hinzu kommt, dass Oracle auch eine kostengünstigere Alternative zu den bereits bestehenden Cloudanbietern im Bereich der hybriden Cloud ist.

Alles in allem profitiert Oracle von der "Gnade der späten Geburt", wie Holger Müller betont. Durch das bereits vorhandene Wissen konnte der Konzern eine erfolgreiche Cloudplattform aufbauen, die für eine schnelle und optimale Datenverarbeitung und ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis sorgt. Dennoch bleibt abzuwarten, ob sich Oracle noch mehr auf dem Cloud-Markt behaupten und wie hoch sein Aktienkurs noch steigen kann.