Bayer setzt auf Stabilität: Keine Abspaltungen oder Verkäufe in naher Zukunft geplant

3.3.2024, 11:00

Bayer hält am Kapitalmarkttag Kurs, Investoren fordern jedoch klareren Fahrplan und Lösung für akute Herausforderungen.

Bayer will beim Kapitalmarkttag am kommenden Dienstag in London keine Aufspaltung verkünden. Vielmehr soll es um Zielvorgaben, Renditeversprechen und Lösungsansätze für das drängende Glyphosatproblem gehen. Seit dem Antritt des neuen Bayer-Chefs Bill Anderson vor neun Monaten wird auf diesen Tag gewartet. Die Erwartungen sind hoch, doch der große Knall mit der Ankündigung einer Aufspaltung des Mischkonzerns wird ausbleiben. Auch eine Trennung von der Division Consumer Health steht nicht auf der Agenda. Stattdessen wird es um die Performance der Bayer-Divisionen und den Umgang mit Glyphosatklagen in den USA gehen.

Anderson hatte sich die Option einer Trennung von Consumer Health bis zuletzt offengehalten. Doch sein primäres Ziel ist es, die Konzernstruktur durch seine Strategie "Dynamic Shared Ownership" (DSO) zu optimieren. Dies beinhaltet eine komplette Umstrukturierung der Organisation und Flexibilisierung der Teams, um bessere Ergebnisse zu erzielen und Kosten zu sparen. Auch diese Maßnahme wird auf dem Kapitalmarkttag präsentiert werden.

Doch die Rechtsrisiken und damit verbundenen Verluste aufgrund von Glyphosatklagen sind immer noch eines der drängendsten Probleme von Bayer und einer der Hauptgründe für den Absturz des Aktienkurses. Seit dem Amtsantritt Andersons ist der Wert um 46 Prozent gesunken. Um eine schnelle und erfolgreiche Umsetzung der DSO-Strategie zu ermöglichen, wird sich Bayer zunächst auf die Verbesserung der Performance der einzelnen Divisionen konzentrieren, um einen starken freien Cashflow zu erwirtschaften und die Schulden von 35 Milliarden Euro abzubauen. Anderson setzt dabei auf die interne Umstrukturierung und hofft, damit Zeit zu gewinnen, bevor möglicherweise die grundsätzliche Aufstellung des Konzerns angegangen wird.

Dass Bayer mit seinen Geschäften in der Agrarchemie und Medizin richtig aufgestellt ist, wird auch im Aufsichtsrat diskutiert. Kurz vor dem Kapitalmarkttag wurde der US-Fondsmanager Jeff Ubben in den Aufsichtsrat berufen, der bereits die Struktur von Bayer infrage gestellt hat. Ubben wird sein Anliegen nun auch im Kontrollgremium vertreten und sieht großes Potenzial in Bayers Geschäften, während das Motto "Health for all, hunger for none" für die gesamte Strategie des Konzerns steht.

Der Vorstand wird ebenfalls neu geordnet, indem Julio Triana die Führung der Division Consumer Health Ende April übernimmt. Vorstandsmitglied Heiko Schipper wird sich künftig anderen Aufgaben widmen. Eine Trennung von einzelnen Geschäftsbereichen und Divisionen ist jedoch nicht vom Tisch. "Der Schuss muss sitzen", betont ein Bayer-Manager.

Die Forderungen nach einer schnellen Aufspaltung sind leiser geworden, und die Erwartungen der Aktionäre an den "Capital Markets Day" sind eher gedämpft. Anderson kann jedoch auf die Unterstützung der Aktionäre zählen, die verstehen, dass eine Aufspaltung in der jetzigen Situation keinen Wert schaffen würde. Doch der Druck auf den CEO ist groß und er muss einen fest definierten Plan liefern, wie er Bayer wieder nach vorne bringen will. Eine neue Strategie, die die Rechtsrisiken eindämmt und ein langfristiges Wachstum aller drei Geschäftsbereiche ermöglicht, ist von den Aktionären gefordert.

Die Dividendenkürzung für die nächsten drei Jahre wurde von Aktionären gemischt aufgenommen, doch für Fondsmanager Markus Manns ist dies ein Zeichen dafür, dass sich Bayer endlich der Dringlichkeit der Situation bewusst ist. Auch finanziell ist der Konzern nun flexibler, um in die Pharma-Pipeline zu investieren und die Rechtsrisiken in den USA einzudämmen. Laut Manns hat sich Bayer damit Zeit erkauft. Eine mögliche Abspaltung von Geschäftsteilen ist nur eines von sechs Themen, die das Unternehmen angehen muss, zu denen auch die Stärkung des Pharmabereichs und die Begrenzung der Rechtsrisiken gehören.

Auch internationale Fonds sehen derzeit keine Notwendigkeit für eine Aufspaltung von Bayer. Zunächst müsse das Management die einzelnen Sparten attraktiver machen und die Klagen in der Agrarchemie und Pharmazie angehen. Die Aktionäre zeigen jedoch besonderes Interesse an den Lösungen für das Glyphosat-Problem und die Schadenersatzzahlungen. Im Pharmabereich fehlt es an Nachschub, nachdem das Schlaganfallmittel Asundexian in einer wichtigen Studie gescheitert ist. Auch die schwache Aufstellung in den USA bereitet Sorgen.

Der Kapitalmarkttag wird für Anderson zur Bewährungsprobe. Doch die Aktionäre sehen ihn als CEO mit seiner DSO-Strategie und dem Rückhalt des Aufsichtsrats als ihre "vorletzte Chance". Es bleibt abzuwarten, ob er einen erfolgreichen Plan für die Zukunft präsentieren kann, der sowohl die Aktionäre, Mitarbeiter als auch das Unternehmen zufriedenstellen kann.

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