Wie Tesla vom Streik bei GM, Ford und Stellantis profitieren könnte

6.10.2023, 14:00

In den Vereinigten Staaten sind seit Mitte September Angestellte von Ford, General Motors und Stellantis im Streik

Seit Mitte September befinden sich Mitarbeiter der "Großen Drei" Autobauer - Ford, General Motors und Stellantis - in den USA im Streik. Die "Großen Drei" werden von der Gewerkschaft UAW, United Auto Workers, bestreikt.

Die Forderungen der Gewerkschaft beinhalten eine Erhöhung der Einkommen um 36 Prozent über einen Zeitraum von vier Jahren. Laut Der Aktionär lag die ursprüngliche Forderung bei 40 Prozent, um dem Wachstum der Einkommen des Top-Managements gerecht zu werden.

Die "Großen Drei" haben jedoch lediglich Zugeständnisse von bis zu 20 Prozent über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren angeboten. Der Vorsitzende der UAW, Shwan Fain, betonte gegenüber Der Aktionär, dass diese Angebote angesichts der hohen Inflation und der guten Gewinnlage der Unternehmen unzureichend seien.

In einem Livestream hat er seine Mitglieder zitiert, dass es nicht nur ihr Recht, sondern auch ihre Pflicht sei, für eine bessere Zukunft zu streiken, um ihre Gemeinschaften zu schützen und die Gier der Konzerne zu besiegen.

Tesla, der Pionier im Bereich der Elektroautos, ist zwar nicht direkt von dem Streik betroffen, da die Arbeiter dort nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Dennoch könnte das Unternehmen die Auswirkungen des Streiks zu spüren bekommen.

Tesla zahlt bereits jetzt seinen Mitarbeitern etwa 38 Prozent mehr als die "Großen Drei", berichtet Finanznachrichten. Damit ist Tesla der einzige große US-Autobauer, dessen Belegschaft nicht von einer Gewerkschaft vertreten wird, erklärt Business Insider.

Der Elektroautobauer wehrt sich seit langem gegen eine gewerkschaftliche Organisation in seinen US-Fabriken und steht somit nicht unter Druck, dies zu ändern.

Zudem vermeldet Reuters, dass Tesla im Vergleich zu den "Großen Drei" auch bei den Verkaufszahlen klar führend ist. Während der E-Autobauer im ersten Halbjahr in den USA 325.291 Fahrzeuge verkauft hat, liegt GMs Chevrolet mit gerade mal 34.943 Verkäufen weit zurück. Dennoch befindet sich GM direkt hinter Tesla auf Platz zwei.

Gene Munster, Managing Partner bei Deepwater Asset Management, ist der Meinung, dass Tesla als großer Gewinner aus dem Streik hervorgehen wird. Er zitiert Finanznachrichten und erklärt, dass die "Großen Drei" in einer schwierigen Lage sind, wenn es darum geht, ihr Geschäft auf Elektroantriebe umzustellen. Die aktuellen Diskussionen mit der UAW werden letztendlich zu einem steilen Kostenanstieg führen, der die Unternehmen weiter in die roten Zahlen drücken wird.

Dennoch ist es Tesla gelungen, die Produktionskosten für seine Fahrzeuge dank eines neu entwickelten Fertigungsverfahrens zu halbieren, berichtet Reuters.

Für Ford, GM und Stellantis bedeutet der Streik zusätzlichen Aufwand. Sollten die "Großen Drei" den Forderungen - wenn auch nur teilweise - nachkommen, werden die Lohnkosten drastisch steigen. Die Autokonzerne haben bereits Schwierigkeiten, ihre E-Autos profitabel zu produzieren, berichtet Finanznachrichten.

Obwohl die Nachfrage nach E-Fahrzeugen momentan hoch ist, kommt der Streik zur Unzeit, da die "Großen Drei" eigentlich ihre E-Auto-Produktion hochfahren wollten.

Tesla-Chef Elon Musk hat auf X kommentiert, dass die Forderungen der Gewerkschaft "eine sichere Methode sind, um GM, Ford und Chrysler auf der Überholspur in die Pleite zu treiben."

Zudem werde die Wettbewerbsfähigkeit der "Großen Drei" stark beeinträchtigt, wenn sich die UAW durchsetzt. Musk äußerte sich weiter gegenüber Bloomberg, dass die UAW auch Tesla nicht in Ruhe lassen möchte. Bei Teslamag berichtet er in einem CBS-Interview, dass die UAW zunächst gute Verträge bei den anderen Autobauern aushandeln möchte und anschließend auch andere Fabriken organisieren wird, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter dort ebenfalls ihren gerechten Anteil erhalten.

Die Bezahlung bei Tesla bezeichnete er dabei als "kläglich". Experten sind der Meinung, dass Tesla langfristig ebenfalls gezwungen sein wird, nachzuziehen, wenn die UAW hohe Zugeständnisse von den "Großen Drei" erhält.

Der Streik der UAW wird sich laut Barclays-Analyst Dan Levy auch auf Tesla auswirken. Er prognostiziert, dass die Kosten des Unternehmens steigen werden, nicht nur aufgrund des Steigerungsdrucks in der Branche insgesamt, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Tesla seine Mitarbeiter in der Vergangenheit oft mit Aktienvergütungen bezahlt hat.

Wie der Streik letztendlich ausgehen und welche Auswirkungen er auf Tesla haben wird, bleibt abzuwarten. Die aktuellen Entwicklungen bei den Autobauern in den USA sind jedoch zweifellos bedeutsam und werden von Investoren und Branchenbeobachtern aufmerksam verfolgt.

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