Walt Disney verzeichnet kräftigen Gewinnanstieg

9.2.2024, 09:00

Walt Disney öffnet die Bücher: Erste Quartalszahlen 2024 enthüllen finanzielle Einblicke für Anleger.

Der US-Unterhaltungskonzern Walt Disney gab den Anlegern einen Einblick in seine Bücher und stellte die Zahlen des ersten Quartals 2024 vor. Dabei konnte Disney erneut von seinem starken Geschäft mit Freizeitparks und Kreuzfahrten profitieren.

Die Aufmerksamkeit der Wall Street liegt jedoch seit Monaten auf dem Wandel des Mediengeschäfts des Unterhaltungsgiganten. Das Kabelfernseh-Geschäft in den USA, das lange Zeit eine zuverlässige Einnahmequelle war, schrumpft aufgrund des zunehmenden Wechsels zu Streaming-Diensten.

Im Wettbewerb mit anderen Hollywood-Konzernen hat auch Disney einen eigenen Streaming-Dienst gestartet und dabei hohe Verluste in Kauf genommen, um mit Branchenführer Netflix gleichzuziehen.

Im letzten Quartal verzeichnete Disney einen Umsatzrückgang im Kabel-TV von 12 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar (2,6 Mrd. Euro), wie das Unternehmen nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Gleichzeitig erzielte der Bereich jedoch einen operativen Gewinn von 1,24 Milliarden Dollar, was einem Rückgang von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die Einnahmen aus dem Streaming-Geschäft mit Disney+ und dem Sportangebot ESPN+ stiegen dagegen um 14 Prozent auf über 6 Milliarden Dollar. Das operative Minus von 216 Millionen Dollar war bereits eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als noch ein Verlust von 1 Milliarde Dollar verzeichnet wurde.

Die Anzahl der Abonnenten für Disney+ sank leicht um 1 Prozent auf 111,3 Millionen, jedoch erwartet das Unternehmen in den nächsten Monaten einen Zuwachs von 5,5 bis 6 Millionen Nutzern. Im Vergleich dazu hat Netflix derzeit über 260 Millionen Abonnenten weltweit.

Der Betrieb von Freizeitparks und der Verkauf von Fanartikeln brachte im vergangenen Quartal einen operativen Gewinn von 3,1 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 9,1 Milliarden Dollar ein. Vor einem Jahr hatte Disney-Chef Bob Iger das Ziel gesetzt, die Kosten um 7,5 Milliarden Dollar zu senken.

Die Einsparungen werden wahrscheinlich noch höher ausfallen, sagte er nun. Trotz eines nahezu unveränderten Gesamtumsatzes von 23,5 Milliarden Dollar im Quartal stieg der Gewinn von 1,28 auf 1,9 Milliarden Dollar. Iger betonte, dass die Sparmaßnahmen einen Beitrag von500 Millionen Dollar dazu beigetragen haben.

Im Sommer plant der Streaming-Dienst Disney+ ein Vorgehen gegen Passwort-Trittbrettfahrer umzusetzen, indem es das Teilen von Accounts einschränkt. Bisher war es möglich, dass Nutzer außerhalb eines gemeinsamen Haushalts ein Konto teilen konnten, jedoch sollen sie künftig einzeln für ein Abo zahlen.

Diese Maßnahme hat Netflix bereits seit einigen Monaten eingeführt und dadurch sogar mehr Abonnenten gewonnen. Disney möchte erreichen, dass sein Streaming-Geschäft bis Ende September profitabel wird, obwohl es im vergangenen Quartal noch ein operatives Minus von 216 Millionen Dollar verzeichnete.

Das Vorgehen gegen Passwort-Trittbrettfahrer birgt jedoch Risiken, da verärgerte Nutzer möglicherweise zur Konkurrenz wechseln. Dennoch hofft Disney darauf, dass die Attraktivität seines Streaming-Angebots mit beliebten Filmen und Serien wie "Star Wars" und den Marvel-Superhelden, die sich noch in der Entwicklung befinden, die Abonnentenzahlen steigen lassen werden.

Epic Games und mehr Ausschüttungen locken Anleger an Disney-Chef Bob Iger hat außerdem große Pläne im Spiele-Geschäft. Der Konzern hat eine 1,5 Milliarden Dollar Beteiligung an dem Entwicklerstudio Epic Games (bekannt für das Spiel "Fortnite") erworben. Gemeinsam wollen sie ein "Disney-Universum" entwickeln, in dem Spiele und virtuelle Artikel gekauft werden können.

Iger erklärte in einem Fernsehinterview mit CNBC, dass das Disney-Universum neben dem Online-Spiel "Fortnite" existieren werde, jedoch damit verknüpft sein solle. Die Entwicklung wird allerdings noch einige Jahre dauern, so der Disney-Chef. Spürbare Verbesserungen im Streaming-Geschäft, eine Beteiligung am Spiele-Entwickler Epic Games und eine deutliche Erhöhung der Ausschüttungen an Aktionäre - all das hat Anleger am Donnerstag dazu bewogen, beherzt bei Disney-Aktien zuzugreifen.

Das Papier des Unterhaltungskonzerns war als stärkster Wert im Dow Jones Industrial zeitweise um 11,6 Prozent auf 110,61 US-Dollar gestiegen. Damit ist die Disney-Aktie im Jahr 2024 bisher mit einem Gewinn von 22,5 Prozent die am besten gelaufene Aktie unter den 30 Werten des bekanntesten Wall-Street-Index. Zudem hat Disney den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht.

Analyst Markus Leistner von der DZ Bank schrieb: "Das Comeback ist geglückt und die Magie ist zurück". Dabei thematisierte er nicht nur die guten Quartalszahlen, sondern auch die Beteiligung der Aktionäre am Erfolg des Unternehmens. Die um 50 Prozent angehobene Dividende und das Aktienrückkaufprogramm von drei Milliarden Dollar seien überzeugend.

Der Einstieg bei Epic Games sei vielversprechend und die geplante Einführung der Maßnahme gegen Passwort-Trittbrettfahrer bei Disney+ im Sommer werde voraussichtlich zu einem Anstieg der Abonnentenzahlen führen. Analystin Jessica Reif Ehrlich von der Bank of America überschrieb ihre Analyse zu Disney nach Bekanntgabe der Quartalszahlen mit "Ein Bündel voll Freude".

Sie hob vor allem den sehr starken operativen Gewinn hervor und betonte, dass Disney es geschafft habe, die Kosten deutlich zu senken. "Etwas mehr als ein Jahr nach seiner Rückkehr zum Unternehmen als Vorstandschef zeigen die Maßnahmen von Bob Iger bereits ihre Wirkung", schrieben sie. Sie bekräftigte ihre Empfehlung zum Kauf der Aktie und erhöhte wie viele andere Analysten auch ihr Kursziel.

Disney hat mutige Schritte unternommen, um auf die sich verändernde TV-Landschaft zu reagieren. Dies zeigt auch die Ankündigung eines Gemeinschaftsunternehmens mit Discovery (WBD) und Fox für einen Sport-Streamingdienst über eine eigenständige App. Zudem konzentriert sich das Unternehmen verstärkt auf die Belebung der Filmsparte, die Beschleunigung von Investitionen in Themenparks sowie die Expansion in den Spielebereich.

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