Vonovia muss ebenfalls Dividende kürzen

17.3.2023, 08:00

Vonovia muss wie die Konkurrenz im zweiten Halbjahr seine Immobilien abwerten und mit neuen Marktbedingungen kämpfen

Der Dax-Konzern Vonovia trifft die Flaute am Immobilienmarkt.

Bei Wohnimmobilienkonzernen wird die Verschuldung im Verhältnis zum Wert der Immobilien angegeben (Loan-to-Value oder kurz LTV).

Der LTV von Vonovia stieg zum Stichtag 31. Dezember 2022 auf 45,1 Prozent.

Dem Konzern machen stark gestiegene Finanzierungskosten, steigende Baukosten und anhaltend niedrige Volumina an den Transaktionsmärkten zu schaffen. Er muss wie die Konkurrenz im zweiten Halbjahr seine Immobilien abwerten.

Vonovia hatte im April 2022 seinen Aktionären langfristig wachsende Dividenden in Aussicht gestellt – doch seitdem hat sich das Umfeld deutlich eingetrübt. So will Vonovia in diesem Jahr keine neuen Bauvorhaben mehr starten.

Auch die im MDAX notierte Immobilienfirma TAG Immobilien sowie das Wohnunternehmen Grand City Properties zahlen keine Dividende für das abgelaufene Jahr. Die Ausschüttung pro Aktie soll 0,85 Euro betragen, nach 1,66 Euro im Vorjahr, wie der Dax-Konzern am Donnerstagabend mitteilte.

Der Düsseldorfer Wohnungskonzern LEG Immobilien, der zweitgrößte private Wohnungsvermieter in Deutschland, hatte erst vor wenigen Tagen überraschend angekündigt, die Dividende komplett zu streichen.

Kürzung hin oder her: Vonovia ist Europas größtes privates Wohnungsunternehmen. Der Konzern besitzt knapp 550.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich. Hinzu kommen rund 72.400 verwaltete Wohnungen, deren Miete im Schnitt auf 7,40 Euro pro Quadratmeter erhöhte – ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Doch erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt sind die Immobilienpreise in weiten Teilen Deutschlands ins Rutschen geraten. Die Preise stiegen nach jahrelanger Boomphase nicht weiter an und seien „etwas rückgängig“, wie die Bundesbank feststellte.

So sind die Preise für Wohnimmobilien nach Einschätzung der wichtigsten Finanzierer weiter gefallen."Wir müssen uns an veränderte Rahmenbedingungen anpassen", begründete Vonovia-Chef Rolf Buch die Kürzung der Dividende auf 85 Cent pro Aktie.

Mit der Kappung sei die "richtige Balance" zwischen Aktionärsinteressen und einer notwendigen Kapitaldisziplin gefunden worden.

Die sich verschlechternden Rahmenbedingungen sehen viele Investoren mit Sorge: Denn gleichzeitig müssen sich die Konzerne darauf einstellen, bei anstehenden Umschuldungen deutlich höhere Zinsen für ihre Kredite zu zahlen.

Vonovia muss jedoch nicht nur mit einer schwierigen Marktlage umgehen.

Der Konzern wird auch von Ermittlungen wegen eines Korruptionsverdachts gegen einzelne Mitarbeiter erschüttert. So haben die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW vergangene Woche Büros des Bochumer Unternehmens sowie der Immobilienfirma GWG durchsucht.

"Offenbar haben sich einzelne Mitarbeiter bei unseren Tochterunternehmen zum Schaden von Vonovia bestechen lassen – das ist nicht akzeptabel", erklärte Buch.

Vonovia sieht sich als Geschädigter und hat intern bereits die Beratungsfirma Deloitte mit einer unabhängigen Prüfung beauftragt.

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