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2.2.2024, 15:22

Verhandlungsstillstand: Covestro und Adnoc kommen bei Übernahme-Gesprächen nicht voran

Adnocs Übernahmeangebot für Covestro scheitert: Arabischer Konzern muss für Durchbruch tiefer in die Tasche greifen.

Adnoc ist weiterhin auf der Suche nach einer Übernahmemöglichkeit für den Kunststoffhersteller Covestro, doch der erhoffte Durchbruch in den Gesprächen ist bisher ausgeblieben. Laut Insiderberichten sind beide Seiten noch weit von einer Einigung entfernt und es liegt immer noch keine offizielle Offerte der Araber vor.

Adnoc hatte im Frühsommer 2023 sein Interesse an einer Übernahme bekundet und seit dem sind nunmehr fünf Monate vergangen, in denen die Gespräche ergebnislos verlaufen sind.

Die Covestro-Aktie reagierte auf die immer noch fehlende Einigung und gab nach Veröffentlichung des Handelsblatt-Berichts am Freitag zeitweise um mehr als sechs Prozent auf knapp 45 Euro nach.

Doch die Übernahme ist noch nicht gescheitert, denn Adnoc hat im Dezember letzten Jahres ein neues, inoffizielles Angebot von 60 Euro pro Aktie vorgelegt, in der Hoffnung, damit endlich konkrete Verhandlungen und eine tiefgehende Buchprüfung (Due Diligence) zu ermöglichen.

Bisher waren jedoch nur 57 Euro pro Aktie im Gespräch und Adnoc hat noch nicht den Zugang zum kompletten Datenraum des Zielunternehmens erhalten. Die Gespräche zwischen den Unternehmen sind bisher eher losing, doch es gab und gibt weiterhin Treffen zwischen den Topmanagern beider Firmen.

Für den Vorstand von Covestro ist es entscheidend, dass das Unternehmen auch unter der Eigentümerschaft von Adnoc seine Strategie frei umsetzen kann, wofür ihnen Adnoc zugesichert hat. In einem offiziellen Statement betonte Covestro, dass sie immer noch in "ergebnisoffenen Gesprächen" mit Adnoc seien und die Entscheidung von einem überzeugenden Rahmen und den Konditionen abhängig mache.

Insidern zufolge haben die von Adnoc vorgeschlagenen 60 Euro pro Aktie jedoch "wenig Begeisterung" bei Covestro ausgelöst. Es wird geschätzt, dass Adnoc möglicherweise 63 Euro oder mehr bieten müsste, um die Preisvorstellung von Covestro zu erfüllen. Aktuell liegt der Aktienkurs bei 47 Euro.

Adnoc ist sich diesen Forderungen bewusst und hat ein professionelles Team mit erfahrenen Investmentbankern gebildet, das von London aus die Übernahme vorantreiben soll. Doch wie langsam das Verfahren im Fall Covestro vorangeht, wundern sich einige Beteiligte.

Es ist immer noch offen, ob Adnoc ein neues, höheres Angebot vorlegen wird, doch dafür bräuchten sie weitere Wochen. Einige Beteiligte stellen den Eindruck fest, dass die internen Abstimmungsprozesse bei den Arabern langwierig und komplex sind.

Allerdings warnen die Informanten davor, dies als schwindendes Interesse der Emirate an der Übernahme zu interpretieren. Arabische Unternehmen gelten in Finanzkreisen generell als vorsichtiger und langsamer bei M&A-Prozessen.

Dies zeigt sich auch in den Verhandlungen zwischen Adnoc und dem österreichischen Ölkonzern OMV, der ebenfalls von den Arabern übernommen werden soll. Die beiden Unternehmen sind bereits seit Juli 2023 in "ergebnisoffenen Gesprächen" über eine Fusion, doch bisher ist noch keine Einigung erzielt worden.

Laut OMV-Vorstandschef Alfred Stern würden sie gerne ein Konstrukt mit "gleichen Teilen, gleichen Rechten und gemeinsamer Kontrolle" schaffen, doch Adnoc hat noch keinen Plan vorgelegt. Das langsame Vorgehen könnte mehrere Gründe haben, doch Adnoc hat keinen Zeitdruck, da sie sich langfristig neue Geschäftsmöglichkeiten abseits des Ölgeschäfts aufbauen möchten.

Auch Covestro passt aufgrund seiner Positionierung als weltweit führender Kunststoffhersteller und seiner Ausrichtung auf erneuerbare Rohstoffe und kreislauffähige Kunststoffe ins Beuteschema von Adnoc. Doch aufgrund der schwachen weltweiten Chemienachfrage im ersten Halbjahr 2023 sind die Aussichten nicht besonders rosig.

Die Zeit spielt daher für Adnoc und sie müssen nicht überstürzt handeln. Bei der Bilanzvorlage Ende Februar wird auch Covestro-Chef Markus Steilemann nur wieder den üblichen Satz wiederholen können: Sie seien weiterhin in "ergebnisoffenen Gesprächen".

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