Thyssenkrupp-Belegschaft widersetzt sich dem Verkauf an Křetínský

18.10.2023, 09:46

Gewerkschaft und Betriebsrat verlangen klare Zusicherungen und eine umfassende Strategie

Gewerkschaft und Betriebsrat drohen mit Widerstand gegen den geplanten Teilverkauf der Stahlsparte von Thyssenkrupp an den tschechischen Investor Křetínský. "Sie fordern konkrete Garantien und ein schlüssiges Konzept," verkündeten die Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp. Ihr Ziel sei es, die Pläne von Miguel Ángel López Borrego, dem Konzernchef von Thyssenkrupp, für einen Teilverkauf der Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Daniel Křetínský zu stoppen.

Die Aussichten auf eine 50-prozentige Beteiligung von Křetínský in den Verhandlungen schockten den Chef der IG Metall in NRW, Knut Giesler. "Wir fordern ein industrielles Konzept," betonte er. Ohne dieses werde es keine Zustimmung vonseiten der Arbeitnehmer geben. Auch der Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol stimmte ein und erklärte, dass sie Daten, Zahlen und Fakten verlangen. Der Ball liege nun bei López, und sie würden die Tür nicht zuschlagen, aber es müsse dafür gesorgt werden, dass die Standorte und die Beschäftigung gesichert seien.

Im Rahmen einer Versammlung von rund 200 Betriebsräten von Thyssenkrupp Steel Europe in Essen am Vormittag informierte López über seine Pläne. Doch die Antworten seien laut Giesler völlig unzureichend gewesen und die ganze Situation sei ein "katastrophaler Prozess". Ob der von López vorgegebene Zeitrahmen für eine Einigung bis Ende Oktober eingehalten werden könne, sei immer noch unsicher. "Wenn alles vernünftig vorliegt, ist eine Einigung auch innerhalb einer Woche möglich," gab Giesler zu bedenken.

Es sei jedoch wichtig, dass es vor einer Unterschrift einen Tarifvertrag mit dem neuen Partner gebe. Als Maßstab dient die Einigung, die es vor einigen Jahren bei dem mittlerweile gescheiterten Joint Venture mit Tata Steel Europe gab. Zudem müsse auch die Zukunft des gemeinsamen Stahlkochers Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) gesichert werden, an dem Thyssenkrupp 50 Prozent hält.

Am Mittwoch findet eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats der Stahltochter statt, um über die aktuellen Entwicklungen zu beraten. Die Themen seien noch offen, so Nasikkol. Sollte es in den kommenden Wochen zu einer Einigung mit Křetínský kommen, müsse auch der Aufsichtsrat des Konzerns dieser zustimmen. "Wir sind nicht dagegen, dass es einen Partner gibt, aber dieser muss zu unseren Bedingungen passen," betonte Nasikkol.

Sollte die Konzernführung versuchen, die Pläne gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter durchzusetzen, kündigte Giesler eine Demonstration an. Die Stahlsparte von Thyssenkrupp ist seit Jahren auf der Suche nach Partnern oder Käufern, da ihre Ergebnisse stark schwanken und sie Milliardensummen für den Umbau zu einer grünen Produktion aufbringen muss. Křetínský und seine Holding EPH sind in Deutschland bereits bekannt, da sie bereits die ostdeutschen Braunkohleverstromer Mibrag und Leag kontrollieren sowie weitere Unternehmen außerhalb der Schwerindustrie.

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