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23.1.2024, 13:00

Swatch im Widerspruch: Trotz Umsatz- und Gewinnsteigerung in 2023 Aktie im Sinkflug

Swatch Group im Aufschwung: Umsatz und Gewinn im letzten Jahr deutlich gesteigert.

Die Swatch Group hat im vergangenen Jahr den Umsatz gesteigert und mehr verdient. Der Bieler Uhrenhersteller will im neuen Jahr weiter zulegen und schlägt den Aktionärinnen und Aktionären ein höhere Dividende zur Auszahlung vor. Insgesamt stieg der Umsatz 2023 um 5,2 Prozent auf 7,89 Milliarden Franken, wie der Konzern mit Marken wie Omega, Longines oder Blancpain am Dienstag mitteilte.

Um Währungseinflüsse bereinigt nahmen die Verkäufe gar um 12,6 Prozent zu. Der starke Franken drückte derweil auch auf die Profitabilität: Der Betriebsgewinn EBIT stieg um lediglich um 2,8 Prozent auf 1,19 Milliarden Franken. Entsprechend sank die EBIT-Marge leicht um 0,3 Punkte auf 15,1 Prozent. Die Gruppe hatte auch deutlich mehr investiert, etwa in Personal und eigene Shops. Unter dem Strich nahm der Reingewinn um 8,1 Prozent auf 890 Millionen zu.

Davon sollen auch die Aktionäre profitieren: Der Konzern will eine gegenüber dem Vorjahr um 50 Rappen auf 6,50 Franken je Inhaberaktie erhöhte Dividende ausbezahlen. Je Namenaktie wären das 1,30 Franken (+10 Rappen). Im Fokus steht bei Swatch das Uhren & Schmuck-Segment. Da legten die Verkäufe um 5,6 Prozent auf 7,55 Milliarden Franken und der EBIT um 5,3 Prozent auf 1,30 Milliarden zu. Damit konnte der Konzern in diesem Geschäft die Marge von 17,2 Prozent verteidigen.

Man habe mit allen Konzernmarken in allen Weltregionen Marktanteile gewonnen, teilte der Konzern weiter mit. Beweis dafür seien die Export-Zahlen des Segments, die im vergangenen Jahr (per Ende November) mit einem Plus von 12 Prozent über den vom Schweizerischen Uhrenverband ausgewiesenen Uhrenexporten (+7,7%) gelegen hätten. Insbesondere in Hong Kong, Macao, Thailand, Indien, Japan und China erholte sich der Konzern von den Nachwehen der Corona-Pandemie und wuchs zweistellig. In Europa wuchsen die Umsätze hingegen nur einstellig, wobei die Verkäufe in der Schweiz mit einem Anstieg von über 30 Prozent boomten.

Nordamerika habe den zuvor starken Wachstumstrend fortgesetzt, heisst es weiter. Einer guten Nachfrage erfreute sich den Angaben zufolge weiterhin auch die "MoonSwatch". Die Uhr im Kleid der Omega-Kultuhr "Moonwatch" sei weltweit sehr gut verkauft worden und auch die im September lancierte Zusammenarbeit mit Blancpain sei ein "riesiger Erfolg". Einen Margenrückgang um 5,2 Punkte auf 7,5 Prozent musste der Bereich Elektronische Systeme hinnehmen - dies vor allem wegen negativer Währungseinflüsse.

Immerhin soll etwa die im Automobil- und Medizinalsektor tätige Micro Crystal im laufenden Jahr zu Wachstum und erhöhter Profitabilität zurückkehren. Im Ausblick gibt sich Swatch für den weiteren Geschäftsverlauf wie meist sehr zuversichtlich. Die Wachstumschancen für 2024 seien gross, insbesondere im unteren und mittleren Preissegment mit Marken wie Swatch und Tissot.

Die Entwicklung der Währungssituation werde das Resultat des Konzerns, aufgrund ihrer starken industriellen Basis in der Schweiz, aber weiter beeinflussen, so die Mitteilung. Für die Schmuckmarke Harry Winston strebt die Gruppe im Jahr 2024 einen Umsatz erstmals von mehr als einer Milliarde Franken an. Und bei Omega als offizieller Zeitmesser an den Olympischen Spielen in Paris erhofft sich die Gruppe einen positiven Einfluss von der dadurch weltweiten Medienpräsenz.

Klar zulegen dürften die Verkäufe laut Swatch in Amerika und Japan. Und in China werde man den Marken im unteren und mittleren Preissegment von einer zusätzlichen Nachfrage profitieren, gibt sich der Konzern überzeugt. Die Aktien der Swatch Group sind am Dienstag mit deutlich tieferen Notierungen in den Handel gestartet. Der Uhrenkonzern hat mit den zum Geschäftsjahr 2023 vorgelegten Zahlen auf Umsatzebene die Vorgaben zwar erfüllt, die Ergebnisse fielen hingegen tiefer als erwartet aus.

Im Ausblick gibt sich das Management um Swatch-Chef Nick Hayek gewohnt optimistisch. Im SIX-Handel verliert die Swatch-Aktie zeitweise 2,44 Prozent auf 207,70 Franken. Bei Swatch setzt sich somit der seit knapp einem Jahr vorherrschenden Abwärtstrend fort. Anfang März 2023 hatten die Titel noch mehr als 340 Franken gekostet und rutschte bis Ende 2023 auf 220 Franken ab.

Waren es in der Vergangenheit vor allem das unsichere Marktumfeld, schwache Konjunkturaussichten, Ergebnisenttäuschungen bei der Konkurrenz oder der klar stärkere Franken, belastet nun der konzerneigene Zahlenausweis die Swatch-Aktie. Vor allem die schleppende Gewinnentwicklung und der Dividendenvorschlag sorge am Markt für enttäuschende Gesichter, so ein Marktexperte.

Die Zahlen seien auf allen Stufen unter den Erwartungen ausgefallen, insbesondere auch der Cashflow, urteilt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Dabei sei die EBIT-Marge in der zweiten Jahreshälfte trotz einer Umsatzerholung im vierten Quartal eingebrochen. Schwendimann macht dafür in erster Linie den starken Franken verantwortlich. Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel macht neben dem starken Franken auch hohe Investitionen als Grund für die Gewinnenttäuschung aus.

Er sieht darin eine Wette des Unternehmens auf eine starke Belebung in den Absatzmärkten im laufenden Jahr. Neben dem verhaltenen Ergebnis sieht Bertschy auch in der tiefer als erwartet ausfallenden Dividende einen Grund für eine unterkühlte Börsenreaktion. Wie so oft schlägt Swatch im Ausblick positive Töne an und sieht für 2024 "grosse Wachstumschancen" vor allem im unteren und mittleren Preissegment.

Die Aussagen seien mit Vorsicht zu geniessen, heisst es in Händlerkreisen. Denn Swatch selber halte im Communiqué fest, dass die Währungsentwicklungen die Ergebnisse weiterhin negativ beeinflussen könnten.

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