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15.1.2024, 19:00

Strategiewechsel: Hertz und Sixt beenden Partnerschaft mit Tesla – Die Hintergründe

Der US-Autovermieter hat seine Elektrofahrzeugflotte ausgelistet, insbesondere Modelle des Musk-Konzerns. Auch der deutsche Autovermieter Sixt verzichtet auf Tesla. Es stellt sich die Frage, welche Gründe hinter dieser Entscheidung stehen.

Hertz sagt Tesla den Kampf an: Der US-Autovermieter verkauft rund 20.000 Elektrofahrzeuge aus seiner US-Flotte undersetzt sie durch Verbrennermodelle. Dadurch kommt es zu einem herben Rückschlag für die Elektromobilität und deren Vorreiter Tesla. Auch die deutsche Konkurrenz Sixt verzichtet mittlerweile auf die Vermietung von Tesla-Fahrzeugen. Doch warum fällen die beiden Autovermieter diese Entscheidung?

Als Begründung für den Strategiewechsel verweist Hertz auf hohe Kosten für Reparaturen und Schäden bei den Elektrofahrzeugen. Laut dem Unternehmen waren die Ausgaben für Reparaturen nach Unfällen im vierten Quartal besonders hoch und führten zu Abschreibungen von etwa 245 Millionen Dollar. Eine solch hohe Belastung unterstützt die Entscheidung, die Elektroauto-Flotte zu reduzieren.

Bereits im April 2022 kündigte Hertz an, bis zu 65.000 Elektroautos von Polestar zu kaufen. Wenige Monate zuvor verkündete das Unternehmen auch die Absicht, bis Ende 2022 100.000 Tesla-Autos in die Flotte aufzunehmen.

Doch mittlerweile hat Tesla seine Preise erheblich gesenkt, was sich negativ auf die Restwertentwicklung der Elektrofahrzeuge auswirkt. Auch Konkurrent Sixt machte ähnliche Erfahrungen und gab bekannt, keine Tesla-Fahrzeuge mehr zu vermieten und sich aufgrund teurer Reparaturen von Elektroautos zurückzuziehen.

Im Gegensatz zu Sixt, das normalerweise seine Neuwagen nach einer gewissen Zeit zurück an die Hersteller verkauft, hat das Unternehmen das Restwertrisiko bei Tesla-Fahrzeugen übernommen. Stattdessen setzt Sixt nun auf deutsche Marken wie BMW, Mercedes und Audi sowie den chinesischen Marktführer BYD, um seine Flotte bis 2030 zu 70 bis 90 Prozent auf Elektroautos umzustellen.

Zu der Entscheidung von Hertz wollte sich das bayerische Unternehmen am Freitag nicht äußern, während Europcar betonte, weiterhin auf E-Mobilität zu setzen.

Neben den Bedenken der Autovermieter wächst auch insgesamt die Skepsis hinsichtlich des Hochlaufs der Elektromobilität. Auf dem europäischen Markt sinkt die private Nachfrage nach Elektrofahrzeugen aufgrund gestrichener öffentlicher Förderungen.

Laut dem Analysten Adam Jonas von Morgan Stanley müssen die Erwartungen an die Elektromobilität möglicherweise nach unten korrigiert werden.

Mit der Entscheidung von Hertz, verstärkt auf Elektroautos zu verzichten, rücken auch die Qualitätsprobleme der Fahrzeuge in den Vordergrund. Aufgrund des begrenzten Angebots an Elektroautos auf dem Markt und dem noch jungen Alter der Fahrzeuge gibt es nur begrenzte Daten zu deren Zuverlässigkeit.

Laut Prüfexperten des TÜV sind vor allem Achsaufhängungen und Bremsscheiben häufige Mangelstellen bei Elektrofahrzeugen. Im Gebrauchtwagenreport von TÜV und "Autobild" belegte das Tesla Model 3 unter 111 geprüften Modellen den letzten Platz.

Branchenkreisen zufolge gibt es auch Probleme bei der Logistik für Elektroauto-Komponenten, was zu längeren Wartezeiten und höheren Kosten führt. Selbst einfache Teile wie Windschutzscheiben oder Stoßfänger sind oft schwer zu bekommen und teurer als bei Verbrennern.

Für die Autovermieter bedeutet dies letztendlich weniger Gewinn. Laut Daten von Bloomberg NEF verdienen Anbieter wie Sixt oder Hertz bei Verbrennern jede Woche durchschnittlich 8,40 Dollar mehr als bei Elektroautos. Diese Differenz zeigt sich auch an Standorten wie den internationalen Flughäfen in München und Orlando, an denen die Autovermieter Anmietstationen betreiben.

Insgesamt stellt die Entscheidung von Hertz und Sixt, sich von Elektroautos zu trennen, einen Rückschritt für die Elektromobilität dar. Doch die Bedenken hinsichtlich kostenintensiver Reparaturen und Qualitätsproblemen bei den Fahrzeugen sind nicht zu ignorieren.

Diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Elektromobilität noch immer mit Herausforderungen zu kämpfen hat und die Erwartungen möglicherweise angepasst werden müssen.

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