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25.10.2023, 16:00

Porsche im Taycan-Dilemma: Fortschritte bei Elektroautos gestalten sich zäh

Porsches E-Modell übertraf einst den 911er in Verkäufen, liegt jetzt aber zurück, trotz besserer Zahlen als im Vorjahr

Porsches einziges E-Modell hat einst besser verkauft als der 911er. Doch mittlerweile ist es weit entfernt von diesem Rekord - auch wenn die aktuellen Zahlen etwas besser aussehen als im Vorjahr.

Doch es gibt gute Nachrichten für Porsche-Aktionäre: Der Sportwagenhersteller verzeichnete dank hoher Nachfrage ein robustes Wachstum bis Ende September. Der Gewinn stieg um neun Prozent auf 5,5 Milliarden Euro und der Umsatz um 12,6 Prozent auf 30,1 Milliarden Euro. Damit bleibt Porsche mit einer Durchschnittsmarge von 18,3 Prozent weiterhin der Hauptertragsträger im VW-Konzern. Porsche-Chef Oliver Blume, der auch den VW-Konzern leitet, erklärt: „Unsere Fahrzeuge werden über alle Baureihen hinweg stark nachgefragt.“

Blume lobt die stetig wachsende Exklusivität und Individualisierung der teuren Sportwagen. Denn in den ersten neun Monaten des Jahres verkaufte der Sportwagenhersteller 243.000 Fahrzeuge, etwa 9,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings offenbart ein Blick hinter die Zahlen Schwächen im Bereich Elektromobilität.Denn in diesem Zukunftsfeld kommen die Zuffenhausener kaum voran.

Der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Kundenauslieferungen liegt derzeit bei 11,6 Prozent, verglichen mit 11,4 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies zeigt, dass Porsches Elektrowende ins Stocken geraten ist. Obwohl das Unternehmen im dritten Quartal eine Steigerung der E-Verkäufe verzeichnete, liegt der Sportwagenhersteller immer noch knapp unter der selbst gesteckten Elektroquote von zwölf bis 14 Prozent für dieses Jahr.

Diese soll laut Plan bis Ende des Jahres erreicht werden und bis Ende des Jahrzehnts sogar auf 80 Prozent steigen. Doch momentan hat Porsche nur ein einziges vollelektrisches Modell im Angebot, den Taycan. Schwächen in der Statistik wirken sich somit unweigerlich auf dieses Modell aus

.Obwohl der erste Elektroporsche eigentlich als Erfolgsgeschichte für den Sportwagenhersteller gilt und im Jahr2021 sogar mehr Taycans als 911er verkauft wurden, hat das E-Modell diesen Erfolg nicht wiederholen können. Von Januar bis September 2023 verkaufte sich der Taycan 27.885 Mal, während der 911er in der gleichen Zeit auf 38.789 Einheiten kam. Dies hat vor allem fünf Gründe: Zum einen hatte Porsche zu Beginn des Jahres mit Engpässen in der Lieferkette zu kämpfen. Besonders die mangelnde Verfügbarkeit von Spezialteilen, wie dem Hochvoltheizer, hatte Porsche Probleme bereitet.

Ein weiterer Grund ist die derzeitige Zurückhaltung der Nachfrage nach Elektroautos aufgrund politischer Entwicklungen in mehreren Ländern, auch im oberen Segment. Helena Wisbert, Direktorin am CAR-Center Automotive Research und Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia-Hochschule in Wolfsburg, erklärt: „Diese Situation betrifft auch das obere Segment.“ Auch die Preise spielen eine Rolle, denn Porsche hat bei seinen E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden darauf geachtet, eine Marge zwischen Verbrennern und elektrisch fahrenden Autos zu erreichen.

Dadurch kostet der Taycan im deutschsprachigen Konfigurator heute 93.139 Euro, während er Anfang des Jahres noch fast 5000 Euro günstiger war. Auch in China wächst die Zahl der Zulassungen für Porsches einziges Elektrofahrzeug nur geringfügig an. Laut dem Datendienstleister Marklines hat Porsche zwischen Januar und August 2023 nur knapp 200 Taycans mehr verkauft als im Vorjahreszeitraum. Die Daten für September 2023 sind noch nicht verfügbar.

Fairerweise muss jedoch auch erwähnt werden, dass Porsche in den ersten neun Monaten dieses Jahres insgesamt weniger Fahrzeuge in China verkauft hat als im Vorjahreszeitraum.

Abschließend ist zu sagen, dass ein Facelift für den Taycan angekündigt wurde, was möglicherweise auch zu Verzögerungen bei Kaufentscheidungen geführt hat. Zudem plant Porsche, den elektrischen Macan im Jahr 2024 auf den Markt zu bringen, jedoch mit zwei Jahren Verzögerung, aber verbesserten Software-Funktionen. Denn Experten sind der Meinung, dass Porsche nicht nur ein wettbewerbsfähiges Betriebssystem benötigt, sondern auch mit Verzögerungen bei der Produktion und Auslieferung neuer Modelle im Premiumsegment konfrontiert ist.

Dies wird auch im Bericht des Bankhaus Metzler zum VW-Konzern betont: „Die Unfähigkeit, ein wettbewerbsfähiges Betriebssystem rechtzeitig bereitzustellen, und eine Reihe von Verzögerungen bei der Produktion und Auslieferung neuer Modelle selbst im Premiumsegment sind zwei wichtige Faktoren, die die Marktwahrnehmung belasten“. Die Porsche-Aktie startete im frühen Handel mit einem leichten Plus in den Tag.

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