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28.2.2024, 10:00

JP Morgan erobert deutschen Mittelstand: Kundenzahlen verdoppelt!

Deutsche Firmen setzen auf USA – größte US-Bank jubelt über Zuwachs, während Auslandsbanken Marktanteile erobern.

JP Morgan, die größte amerikanische Geldbank, profitiert von der steigenden Anzahl deutscher Unternehmen, die in den USA investieren. Doch sie ist nicht allein - auch andere ausländische Banken gewinnen Marktanteile im deutschen Firmenkundengeschäft. Laut einer Analyse von Barkow Consulting, basierend auf Daten der Bundesbank, ist der Marktanteil ausländischer Banken im Kreditgeschäft mit deutschen Unternehmen in den letzten zehn Jahren von 8,8 Prozent auf 12,6 Prozent gestiegen. Dies mag zwar moderat klingen, doch es verdeutlicht die Ambitionen dieser Banken auf dem deutschen Markt.

Ein Beispiel dafür ist die US-Großbank JP Morgan, die ihre Stellung im deutschen Mittelstand seit Mitte 2022 deutlich ausgebaut hat. Mit einer bereits verdoppelten Kundenzahl strebt die Bank in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine weitere Verdoppelung an, wie Bernhard Brinker, zuständiger Manager für die Bank, dem Handelsblatt mitteilte. Die Bank tritt damit in Konkurrenz zu einheimischen Instituten wie den Landesbanken, der Commerzbank und der Deutschen Bank.

Die Ambitionen von JP Morgan wurden bereits im Juli 2023 vom Vorstandsvorsitzenden Jamie Dimon in einem Interview mit dem Handelsblatt deutlich. Er erklärte, dass die europäische Tochtergesellschaft des Unternehmens, ansässig in Frankfurt, unter die Top 3 Banken in Deutschland aufsteigen soll. Ende 2022 lag JP Morgan mit einer Bilanzsumme von 436 Milliarden Euro bereits auf Platz fünf. Teil dieser Strategie ist die Einführung der Digitalbank Chase auf dem deutschen Markt, die voraussichtlich 2025 starten wird. Dimon betonte außerdem den Wunsch, in allen Geschäftsbereichen in Deutschland und der EU weiter zu wachsen.

Seit 2019 umwirbt JP Morgan nicht nur große, sondern auch mittelständische Unternehmen. Manager Brinker definiert die Zielgruppe als Unternehmen mit einem Umsatz von etwa 300 Millionen Euro bis zu zwei bis fünf Milliarden Euro oder mit einem operativen Gewinn (Ebitda) ab 40 bis 50 Millionen Euro. Hierzu zählen auch Kunden wie Birkenstock, Renk oder Schön-Klinik-Gruppe, die kürzlich an die Börse gegangen sind, sowie Profine, ein Kunststoffhersteller. Manager Brinker, der Anfang 2019 von der Hypovereinsbank zu JP Morgan wechselte, hat das neue Mittelstandssegment aufgebaut. Die Bank hat ihr Auge dabei insbesondere auf Kunden gerichtet, die entweder bereits international tätig sind oder diesen Schritt anstreben.

Aktuell umfasst das Team von JP Morgan in Frankfurt und Zürich circa 25 Mitarbeiter. Brinker gibt an, dass die Mitarbeiterzahl in den kommenden Jahren um weitere zehn bis 15 Prozent steigen soll, während die Bank weiterhin auf Wachstumskurs bleibt. JP Morgan unterscheidet sich von anderen Banken durch seine starke Bilanz, sein globales Netzwerk und sein umfassendes Produktangebot. Neben der Beratung bei Übernahmen und Finanzierungen bietet die Bank auch den gesamten Zahlungsverkehr für Firmenkunden weltweit an.

Ein großer Teil des aktuellen Erfolgs von JP Morgan bei der Kundenakquise ist auf die steigende Anzahl deutscher Mittelständler zurückzuführen, die ihre Geschäfte in den USA ausweiten möchten. Diese Unternehmen nutzen dabei gerne das Netzwerk der größten amerikanischen Bank. Brinker erklärt: "Viele deutsche Unternehmen investieren verstärkt im Ausland. Ein erheblicher Teil davon entfällt auf die USA." Besonders interessant für diese Unternehmen sind die zahlreichen Förderprogramme und Steuervorteile, die von mehreren US-Bundesstaaten angeboten werden. Zusätzlich ist der amerikanische Markt für viele Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt.

Darüber hinaus beobachtet die Commerzbank-Vizechefin Bettina Orlopp eine wachsende Investitionsbereitschaft bei deutschen Firmenkunden, jedoch leider verstärkt im Ausland und nicht genug innerhalb Deutschlands. Dies ist für den deutschen Standort keine positive Entwicklung. Auch bei JP Morgan gibt es eine zunehmende Anzahl von Mittelständlern, die sich mit Fusionen, Übernahmen und der Beteiligung von Investoren beschäftigen. Ein Beispiel hierfür ist der Verkauf der Wärmepumpen-Sparte von Viessmann an den US-Konkurrenten Carrier Global. Manager Brinker berichtet, dass viele Mittelständler nun darüber diskutieren, ob ihre Unternehmen gut genug für die Zukunft aufgestellt sind oder ob sie einen transformativen Geschäftsabschluss benötigen.

Brinkers Beobachtungen werden auch von anderen Banken bestätigt. Laut Wolfgang Fritsch, dem Leiter des mitteleuropäischen Bankengeschäfts bei der Schweizer UBS, gibt es bei deutschen Firmenkunden eine zunehmende Bereitschaft zu investieren, vor allem in Bereichen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Derzeit beschäftigt sich JP Morgan auch mit kleineren Unternehmen in ausgewählten Branchen, wie beispielsweise im Tech-Bereich und im Nachhaltigkeitssektor. JP Morgan bemüht sich, den Bedürfnissen und Ambitionen ihrer Kunden gerecht zu werden und setzt dabei auf das starke Fundament aus dem globalen Netzwerk der Bank. Aktuell baut JP Morgan ihre Marktposition in Deutschland weiter aus und ist dabei, sich als einer der führenden Akteure im deutschen Firmenkundengeschäft zu etablieren.

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