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BayWa holt Sanierungsgutachter wegen angespannter Finanzierungslage

Milliardenschwer verschuldeter BayWa-Konzern holt Sanierungsgutachter – Rettungsplan in Arbeit.

Eulerpool News 15. Juli 2024, 09:09

Der hoch verschuldete BayWa-Konzern hat einen Sanierungsgutachter engagiert, um seine angespannte Finanzierungssituation zu verbessern. Dies teilte der Münchner Agrarhandels- und Energiekonzern am Freitagabend mit. Der Vorstand zeigt sich zuversichtlich, dass konstruktive Gespräche mit den Finanzierungspartnern und die bereits eingeleiteten Maßnahmen die Finanzlage nachhaltig stärken können. Ein erhebliches Problem sind die seit 2021 stark gestiegenen Zinszahlungen für die Kredite.

BayWa-Chef Marcus Pöllinger und seine Vorstandskollegen gaben die Pflichtmitteilung nach Börsenschluss bekannt. Wer der Gutachter ist und bis wann das Sanierungsgutachten vorliegen soll, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Im nachbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate fiel die BayWa-Aktie zeitweise um 19,10 Prozent auf 18,00 Euro.

Im Februar 2023 hatte die BayWa ihren 100. Geburtstag gefeiert und das Jubiläumsjahr mit einem Nettoverlust von 93 Millionen Euro beendet. Im ersten Quartal 2024 rutschte die BayWa mit einem Minus von 108 Millionen Euro noch tiefer in die roten Zahlen. Lang- und kurzfristige Schulden in Höhe von fast 5,6 Milliarden Euro belasteten das Unternehmen Ende des ersten Quartals.

Schon auf der Hauptversammlung im Juni hatte Pöllinger sozialverträglichen Stellenabbau und Verkäufe nicht wesentlicher Geschäftsbereiche angekündigt. Die BayWa beschäftigt derzeit rund 24.000 Mitarbeiter.

Die Schulden sind größtenteils auf die Amtszeit des langjährigen Vorstandschefs Klaus Josef Lutz zurückzuführen, der den Konzern bis Frühjahr 2023 leitete. Lutz expandierte auf Kredit weltweit und baute vor allem das Geschäft mit erneuerbaren Energien aus. Auch im Agrarhandel kaufte die BayWa zu, beispielsweise wurde sie Mehrheitseignerin des neuseeländischen Apfelanbauers Turners and Growers.

Der heutige Chef Pöllinger, seit Ende 2018 im Vorstand, hat die Verschuldung geerbt, musste jedoch auch den rasanten Anstieg der Kreditzinsen seit 2022 bewältigen. 2021 zahlte die BayWa knapp 122 Millionen Euro Kreditzinsen, 2022 waren es 202 Millionen und 2023 stiegen die Zinsbelastungen auf 362 Millionen Euro. Dies war die maßgebliche Ursache der Verluste, da im operativen Geschäft schwarze Zahlen geschrieben wurden.

Ein bedeutender Teil der Schulden ist in einem Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu 2 Milliarden Euro gebündelt. Ende 2023 hatte die BayWa davon 1,4 Milliarden in Anspruch genommen. Dieser Konsortialkredit läuft im September 2025 aus, was zusätzlichen Druck auf die Unternehmensführung ausübt.

Die Entwicklung ist auch für den früheren Vorstandschef Lutz unangenehm. Er wechselte 2023 in den Aufsichtsrat, legte diesen Posten aber Anfang dieses Jahres nach internen Streitigkeiten nieder. Dennoch bleibt er als Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags eine prominente Figur der heimischen Wirtschaft.

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