Warum die Deutsche Bank Interesse an Scalable Capital hat

Die Deutsche Bank ist in Gesprächen mit dem Neobroker Scalable Capital sein, Anteile an dem Unternehmen zu übernehmen oder eine Partnerschaft einzugehen. Es wurden keine Quellen genannt. Ein solcher Deal würde jedoch einen der ersten erfolgreichen Exits im Bereich der Fintechs innerhalb Deutschlands bedeuten. 

Wie entstand Scalable Capital?

Scalable Capital ist ein in München ansässiges Fintech-Unternehmen, das 2014 gegründet wurde. Das Unternehmen bietet verschiedene Finanzdienstleistungen an, darunter ein digitales Vermögensverwaltungsservice (Robo-Advisor) und primär eine Brokerage-Plattform, auf der Kunden selbstständig in Aktien, ETFs und andere Finanzinstrumente investieren können.

Der Robo-Advisor von Scalable Capital verwendet Algorithmen, um das Portfolio eines Kunden zu verwalten und es an dessen Risikoprofil und finanzielle Ziele anzupassen. Die Plattform hat das Ziel, eine kosteneffiziente und wissenschaftlich fundierte Methode für die Geldanlage bereitzustellen. 

Kommerziellen Erfolg erlebte Scalable Capital jedoch erst mit dem eigenen Neobroker. Der Neobroker-Dienst erlaubt es den Kunden, selbstständig in eine Vielzahl von Finanzinstrumenten zu investieren. Hierbei konkurriert Scalable Capital mit anderen Neobrokern und traditionellen Finanzdienstleistern.

Die zwei CEOs an der Spitze

Scalable Capital wurde 2014 von Erik Podzuweit, Florian Prucker, Adam French und Prof. Dr. Stefan Mittnik gegründet. Podzuweit und Prucker sind heute die co-CEOs des Unternehmens.

Hinter dem Unternehmen steht ein zentraler Mitgründer und der heutige CEO. Erik Podzuweit ist einer der Mitgründer und Geschäftsführer von Scalable Capital. Erik Podzuweit hat einen Hintergrund in der Finanzbranche und der Technologie, was ihm eine solide Grundlage für die Gründung eines Fintech-Unternehmens wie Scalable Capital gab.

Vor Scalable gab es in der Karriere von Podzuweit zwei wichtige Schritte:

Goldman Sachs. Nach seinem Abschluss arbeitete er für Goldman Sachs, eine der weltweit führenden Investmentbanken. Dort sammelte er wertvolle Erfahrungen im Finanzsektor.

Westwing Home & Living. Vor der Gründung von Scalable Capital arbeitete Erik Podzuweit für Westwing Home & Living, ein E-Commerce-Unternehmen im Bereich Home & Living, als COO. Dort konnte er seine Kenntnisse in Betriebsführung und Technologie weiter vertiefen.

Florian Prucker arbeitete ebenfalls bei Goldaman Sachs und folgte Podzuweit, um Scalable Capital mitzugründen. Beide Gründer sind nun seit mehr als 8 Jahren bei Scalable Capital aktiv und haben damit den Großteil ihrer Karriere bei Scalable verbracht. Sie zeigen keine Anzeichen, sich zurückziehen zu wollen.

Die Gründer halten jedoch nicht alleinig die Kontrolle über das Unternehmen, da das Start-up im mehreren Runden durch Venture-Capital finanziert wurde.

Wer besitzt Scalabe?

In fünf Runden sammelte Scalable eine viertel Milliarde Euro ein. Insgesamt 5 zentrale Investoren werden auf der Webseite von Scalable Capital ausgewiesen: Blackrock, Tencent, HV Capital und Tengelmann Ventures. Diese Investoren haben gemeinsam rund 260 Millionen Euro an Kapital investiert. Die genauen Anteile sind nicht bekannt.

Damit ist Scalable eines der größten Fintechs Europas neben Größen wie N26, Adyen oder auch Revolut. 

Scalable bleibt weiter unprofitabel

2021 verbrannte Scalable Capital 54 Millionen Euro. Damit ist der Konzern potenziell auf weitere Finanzierung angewiesen. Das Unternehmen kann trotz wachsenden Kundenbestandes nicht profitieren, was auf den hohen Konkurrenzdruck zurückzuführen ist. Der genaue Verlust 2022 ist noch nicht bekannt, dürfte aber in einer ähnlichen Größenordnung liegen. Eine Partnerschaft oder Investition durch die Deutsche Bank könnte daher durchaus attraktiv sein.

Dennoch könnte Scalable für die Deutsche Bank sehr attraktiv sein aufgrund des großen Kundenstamms und der Technologie, welche sich insbesondere in der soliden App zeigt. Ein Feld, in welchem klassische Banken weiterhin stark herausgefordert sind.

Wie könnte der Deal ablaufen?

Kürzlich gab es eine große Fintech-Übernahme in Europa. Die französische Bank Qonto übernahm Penta, einen deutschen Anbieter von Geschäftskonten für Unternehmen. Die Konkurrenten gehörten bereits einzeln zu den größten Unternehme des Fintech-Bereichs in Europa. Penta kostete circa 200 Millionen Euro. Der Großteil des Kaufpreises in Form von Aktien bezahlt. 

Auch bei Scalable Capital wäre ein reiner Cash-Deal unwahrscheinlich. Dazu ist der Konzern zu groß. Effektiv lässt sich aber noch kaum etwas über eventuelle Modalitäten sagen, da nicht bekannt ist, in welchem Rahmen eine Kooperation stattfinden könnte. 

Der Deal birgt Potenzial 

Scalable ist seit 2020 mit der Etablierung des Neobrokers in direkter und harter Konkurrenz mit dem Anbieter Trade Republic. Dieser ist deutlich größer als Scalable Capital in Bezug auf die Anzahl der Kunden. Kürzlich erst wurde die gesamte Branche der Neobroker durch die anstehende Abschaffung des PFOF (Payment For Order Flow) aufgemischt. 

Sowohl für Scalable als auch für die Deutsche Bank birgt ein potenzieller Deal großes Potenzial. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob eine Zusammenarbeit, in welcher Form auch immer, tatsächlich möglich ist. Die Deutsche Bank kommentierte bis jetzt nicht zu dem Thema, Scalable Capital lehnte ab, Gerüchte zu kommentieren.