Italienische Banking-Überraschung: Erfolgreicher Stresstest und politische Reaktion

Die italienischen Banken haben sich im jüngsten Stresstest der europäischen Bankenregulierungsbehörde EBA überraschend gut geschlagen und zugleich rekordverdächtige Gewinne für das erste Halbjahr bekannt gegeben.

Die italienischen Banken haben sich im jüngsten Stresstest der europäischen Bankenregulierungsbehörde EBA überraschend gut geschlagen und zugleich rekordverdächtige Gewinne für das erste Halbjahr bekannt gegeben. Diese positive Entwicklung hat jedoch auch politische Wellen geschlagen, da die Regierung in Rom kurz vor der Sommerpause eine Strafsteuer auf „Übergewinne“ eingeführt hat, was zu einer erheblichen Verunsicherung der Investoren geführt hat. Und jetzt soll diese schon wieder gekippt werden.

Die Ankündigung der Strafsteuer aufgrund der hohen Zinsen erfolgte überraschend und hektisch, was zu einem rapiden Kursverfall führte und das Vertrauen der Investoren erschütterte. Diese drastische Maßnahme könnte nicht nur die ohnehin rückläufige Kreditvergabe weiter hemmen, sondern auch die wirtschaftliche Krise verschärfen – trotz später eingeführter Begrenzungen der Abgabe.

Kritiker führen an, dass die Banken selbst ihren Anteil an dieser Entwicklung tragen, insbesondere weil sie die erhöhten Zinsen zwar bei Krediten, nicht aber auf Girokonten an ihre Kunden weitergegeben haben. Dies hat die Stimmung zusätzlich für strafende Maßnahmen gegenüber den Banken angeheizt. In der Tat haben die sechs größten Banken Italiens, die zusammen 60% der gesamten Bilanzsumme des Sektors ausmachen, im ersten Halbjahr Nettogewinne von insgesamt 11 Milliarden Euro verzeichnet – eine Steigerung um 60% gegenüber dem Vorjahr. Haupttreiber dieser Erfolge waren die Zinsüberschüsse, die um durchschnittlich 56% auf 19 Milliarden Euro angewachsen sind. Viele Banken konnten außerdem ihre Rücklagen für Kreditrisiken um durchschnittlich 75% auf 1,5 Milliarden Euro reduzieren, wobei Unicredit hier besonders herausragte.

Die Kurse der Banken an der Mailänder Börse waren bis zur Ankündigung der Steuer auf einem starken Wachstumskurs, insbesondere die Aktien der HVB-Mutter Unicredit. Dieser Kursgewinn trug dazu bei, dass Unicredit in Bezug auf die Kapitalisierung nun fast das Niveau von Intesa Sanpaolo erreicht hat.

Die italienischen Banken haben bei den jüngsten Stresstests der europäischen Bankenregulierungsbehörde EBA überraschend starke Ergebnisse erzielt, was bei einigen deutschen und französischen Banken für Neid sorgte. Innerhalb von nur zwei Jahren konnten die zwölf geprüften italienischen Institute ihre Kapitalquoten von durchschnittlich 8,6% auf 11,6% erhöhen – eine Leistung, die einige deutsche Banken in den Schatten stellte und den Stolz der italienischen Finanzwelt anheizte.

Alessandra Perazzelli, Vize-Generaldirektorin der Banca d’Italia, betonte die Robustheit und Stabilität der italienischen Banken. Sie hob hervor, dass die Zeit, in der italienische Banken hinter anderen Ländern zurücklagen, vorbei sei. Diese Zuversicht wurde von Corrado Passera, einem ehemaligen Minister und CEO der Online-Bank Illimity, geteilt, der die Banken gut gerüstet sieht, um auch schwierige Zeiten zu überstehen.

Die politische Reaktion auf die Bankenerfolge kam in Form einer Sondersteuer auf „Übergewinne“. Während große Institute wie Unicredit und Intesa Sanpaolo ökonomisch gesehen weniger betroffen sein dürften, könnten kleinere Banken, die stärker von Zinsen abhängen, in Schwierigkeiten geraten. Diese Maßnahme, die noch vom Parlament verabschiedet werden muss, könnte das Vertrauen der Investoren weiter erodieren lassen und eine Kreditklemme für weniger gut bewertete Unternehmen zur Folge haben.

Angesichts der erheblichen Unsicherheiten und der möglichen negativen Auswirkungen auf den Finanzplatz Italien prognostizieren Experten eine weitere Konsolidierung im Bankensektor. In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der eigenständigen Institute bereits stark gesunken, und es wird erwartet, dass dieser Trend sich fortsetzen wird. Insbesondere die staatliche Monte dei Paschi, die bis 2024 privatisiert werden soll, steht im Mittelpunkt. Trotz guter Halbjahresergebnisse gibt es derzeit keine Interessenten für die fünftgrößte Bank Italiens. Die möglichen Risiken im Bankensektor, darunter steigende Kreditausfälle, könnten die politischen Maßnahmen jedoch komplizieren und die positive Entwicklung der Banken in den Schatten stellen.