Der japanische Autobauer Nissan hat ein radikales Notfallprogramm eingeleitet: Der Automobilriese kündigte massive Stellenstreichungen und eine Halbierung des Gehalts von CEO Makoto Uchida an, um den drohenden Kollaps abzuwenden. Die Ankündigung der Maßnahmen kommt unmittelbar nach der Veröffentlichung eines Quartalsverlusts – ein bitteres Signal für den drittgrößten Automobilhersteller Japans.
Scharfer Einschnitt in der Produktion und massive Kostensenkung
In einem verzweifelten Versuch, wieder profitabel zu werden, plant Nissan, seine globale Produktionskapazität um 20 Prozent zu verringern. Damit einher geht eine Kürzung der Betriebskosten um 400 Milliarden Yen (rund 2,6 Milliarden US-Dollar). Diesen tiefgreifenden Einschnitt begründete Uchida mit der Tatsache, dass Nissan den rasanten Marktveränderungen – insbesondere der Nachfrage nach Hybrid- und Elektrofahrzeugen – zu spät begegnet sei. „Wir haben eine harte Lektion gelernt und konnten uns nicht rechtzeitig anpassen“, räumte Uchida in einer Online-Pressekonferenz ein.
Harte Konkurrenz aus China und rückläufige Nachfrage
Nissans Schwierigkeiten spiegeln eine tiefgreifende Krise wider, die die gesamte globale Automobilbranche erfasst hat. In einem zunehmend umkämpften Markt stehen traditionelle Hersteller unter Druck, besonders durch die wachsende Konkurrenz chinesischer Hersteller. Während Toyota und Honda bereits auf Hybride und Elektrofahrzeuge setzen, steht Nissan weit hinter seinen Wettbewerbern zurück. Der Konzern sah sich gezwungen, seine Jahresprognose für den operativen Gewinn um drastische 70 Prozent zu senken.
Konzentration auf strategische Allianzen
Ein weiterer strategischer Schritt ist die Reduzierung von Nissans Anteil an Mitsubishi Motors, um finanzielle Spielräume zu schaffen. Nach der Schwächung der Allianz mit Renault richtet Nissan seinen Fokus verstärkt auf eine Partnerschaft mit Honda. Geplant ist die Einführung eines neuen Elektrofahrzeugs bis zum Ende des Jahrzehnts und die gemeinsame Entwicklung von Softwarelösungen, um auf Augenhöhe mit den Konkurrenten aus China agieren zu können.
Jobkürzungen als letzter Ausweg
Mit den 9.000 gestrichenen Stellen – fast sieben Prozent der gesamten Belegschaft – trifft Nissan seine Mitarbeiter an empfindlichster Stelle. „Angesichts der ernsten Situation ist es unumgänglich, harte Entscheidungen zu treffen“, hieß es seitens des Konzerns. Der Betriebsverlust von 9,3 Milliarden Yen im vergangenen Quartal spricht eine deutliche Sprache und stellt eine massive Verschlechterung gegenüber dem Vorjahresgewinn von 190,7 Milliarden Yen dar.
Ein neuer Hoffnungsträger: der Chief Performance Officer
Um die Kehrtwende zu beschleunigen, will Nissan ab Dezember die neue Position eines Chief Performance Officers einführen. Dieser soll schnelle Entscheidungen ermöglichen und stärker auf die Sicherung von Umsatz und Profitabilität fokussiert sein – ein klares Zeichen für die Dringlichkeit der Krise. Der Plan sieht vor, das bestehende, teilweise veraltete Modellportfolio zu überarbeiten und mit modernen Plug-in-Hybriden den US-Markt anzugehen. In China sollen zudem neue Elektrofahrzeuge eingeführt werden.
Ein Neustart für die Zukunft
Nissan steckt mitten in einer existenziellen Krise, deren Ausgang ungewiss bleibt. Mit einem straffen Sparkurs, strategischen Partnerschaften und einem Fokus auf zukunftsorientierte Technologie versucht der Autobauer, aus der Talsohle herauszukommen. Ob dies gelingt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – die Maßnahmen sind drastisch, doch vielleicht ist genau das der nötige Weckruf.