Ein dänisches Gericht hat den britischen Hedgefonds-Händler Sanjay Shah zu 12 Jahren Haft verurteilt, nachdem er für schuldig befunden wurde, Dänemark durch das sogenannte Cum-Ex-System um 9 Milliarden dänische Kronen (etwa 1,3 Milliarden US-Dollar) betrogen zu haben. Das Urteil ist das bisher härteste, das in Dänemark für ein Wirtschaftsstrafvergehen ausgesprochen wurde.
Shah, der im vergangenen Jahr aus Dubai ausgeliefert wurde, galt als Kopf eines ausgeklügelten Systems, das Steuererstattungen für nie gezahlte Dividendensteuern ermöglichte. Die Richter in Glostrup, nahe Kopenhagen, bezeichneten Shahs Vorgehen als „sorgfältig geplante und systematisch organisierte Kriminalität“, die über einen Zeitraum von drei Jahren betrieben wurde.
Zusätzlich zur Gefängnisstrafe ordnete das Gericht die Einziehung von 7,2 Milliarden Kronen an. Shah kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.
Die Cum-Ex-Affäre betrifft mehrere europäische Länder, darunter Deutschland, Italien und Frankreich. In Deutschland laufen Ermittlungen gegen 1.500 Personen, während Dänemark den Gesamtschaden auf fast 13 Milliarden Kronen beziffert. Neun weitere Angeklagte stehen dort unter Anklage.
Shah verteidigte sich mit dem Argument, lediglich legale Schlupflöcher genutzt zu haben. Seine Hedgefonds-Firma Solo Capital Partners ist zudem Ziel einer britischen Zivilklage, in der die dänische Steuerbehörde Skat 1,4 Milliarden Pfund an Rückzahlungen fordert. Der Fall gilt als eines der größten und komplexesten Verfahren vor den britischen Handelsgerichten mit rund 250.000 Seiten Beweismaterial.
Shah räumte in einem Interview ein, er sei ein „gieriger Bastard“ gewesen und verglich den Betrug mit dem Videospiel Space Invaders: „Ich wollte meinen Highscore schlagen.“ Das Gericht unterstrich, dass Shah persönlich vom Betrug profitierte und die Taten erst 2015 gestoppt wurden, als die Behörden die Zahlungen aufgrund von Betrugsverdacht einstellten.
Preben Bang Henriksen, rechtspolitischer Sprecher der regierenden Liberalen Partei, begrüßte das Urteil: „Eine harte Strafe erwartet diejenigen, die Dänemark bestehlen.“ Außenminister Lars Løkke Rasmussen hatte Shahs Auslieferung zuvor als Beweis dafür bezeichnet, dass „man nicht durch den Aufenthalt im Ausland Straffreiheit erlangt“.