Wirecard-Zeuge lässt erneut Milliarden zweifelhaft erscheinen

Im fortlaufenden Gerichtsprozess gegen den ehemaligen DAX-Giganten Wirecard weckt ein zentraler Zeuge erneut Zweifel an der Existenz von Milliardensummen. Die Unternehmensberatung FTI Andersch, die sich auf Krisenmanagement spezialisiert hat, konnte keine Belege für die ominöse Summe von 1,9 Milliarden Euro finden, die angeblich auf Treuhandkonten in Südostasien deponiert waren. Der leitende Berater von FTI Andersch beschrieb den dramatischen Kapitalverlust bei Wirecard als "enorm" und bezifferte den wöchentlichen finanziellen Aderlass auf etwa 10 Millionen Euro. Im Sommer 2020 untersuchte die Beratungsgesellschaft intensiv die finanzielle Lage von Wirecard, motiviert durch die drängenden Anliegen der Gläubigerbanken. Die Analysen deckten auf, dass in den Jahren 2015 bis 2020 netto etwa 500 Millionen Euro das Unternehmen verlassen hatten. Die Gewinne, die in den Büchern von Wirecard auftauchten, wurden größtenteils von Drittpartnern im Nahen Osten und Südostasien generiert, die der deutsche Zahlungsdienstleister als seine Kreditkarten-Zahlungsabwickler angab. Besonders beeindruckend erscheint das Fehlen von Reaktionen durch die Drittpartner, als Wirecard in die Insolvenz ging – niemand der TPA-Partner oder der Händler meldete sich. Der damalige Wirecard-Vorstand Markus Braun widersprach dieser Darstellung und beharrte darauf, dass zwischen 2014 und 2018 ein beträchtlicher Rohertrag außerhalb des TPA-Geschäfts erzielt wurde. Er weist sämtliche Vorwürfe von sich und beschuldigt im Gegenzug eine andere Gruppe um Jan Marsalek und den Kronzeugen Oliver Bellenhaus, legitime Milliardeneinnahmen veruntreut zu haben.