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Bluesky: Das Social-Media-Startup, das Elon Musk herausfordert – und Nutzer begeistert
Eine Plattform, die wie X aussieht, aber mit einem radikal neuen Ansatz für Freiheit und Dezentralisierung wirbt. Doch wo bleibt das Geld
Social Media hat uns alle fest im Griff – und zwar so sehr, dass der Gedanke, sich von einer Plattform zu lösen, fast absurd erscheint. Doch genau hier setzt Bluesky, ein vielversprechendes Startup, an: Statt Nutzer in einem digitalen Käfig einzusperren, gibt es ihnen die Freiheit, jederzeit auszubrechen. Klingt revolutionär, oder?
Bluesky begann 2019 als Projekt innerhalb von Twitter und wurde 2022 als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert. Heute präsentiert sich die Plattform als dezentrale Alternative zu Elon Musks X – nur ohne kontroverse Eigentümer und mit einem Hauch von Nostalgie, der an das „alte Twitter“ erinnert. Mit einem blauen Logo und einer vertrauten Benutzeroberfläche spricht Bluesky derzeit 25 Millionen Nutzer an – eine Zahl, die sich seit der letzten US-Wahl fast verdoppelt hat.
Die Idee: Social Media ohne Käfig
Der Clou von Bluesky liegt in seiner technischen DNA: Es ist eine dezentralisierte Plattform, bei der keine zentrale Firma die Daten und Posts der Nutzer kontrolliert. Die Inhalte und Verbindungen der User sind nicht auf einen einzigen Server beschränkt, sondern auf viele, die zusammen das sogenannte „Atmosphere“-Netzwerk bilden.
Hier kommt der Begriff „credible exit“ ins Spiel: Bluesky verspricht seinen Nutzern, dass sie ihr gesamtes digitales Ich – Daten, Kontakte und Inhalte – mühelos auf andere Plattformen übertragen können. Es ist, als würde man umziehen und feststellen, dass alle Möbel schon perfekt arrangiert sind und die Post automatisch weitergeleitet wird. Eine smarte Idee, die mit den „goldenen Käfigen“ von X oder Meta bricht.
Aber: Theorie und Praxis klaffen noch auseinander. Die meisten User hosten ihre Daten weiterhin auf den Bluesky-Servern, weil alles andere schlicht zu kompliziert ist. Und obwohl andere Plattformen theoretisch kompatibel wären, gibt es derzeit kaum Alternativen, die wirklich genutzt werden.
Ein Geschäft ohne Käfig – wie soll das funktionieren?
Bluesky klingt wie ein Traum für Nutzer – aber für Investoren? Eher eine Herausforderung. Denn Plattformen wie Meta oder X bauen ihre Erfolge darauf auf, ihre User festzuhalten und möglichst profitabel zu „monetarisieren“. Bluesky hingegen lehnt traditionelle Modelle wie Werbung ab. CEO Jay Graber versprach sogar, die Plattform nicht mit Werbung zu „verschlechtern“.
Das Unternehmen ist schlank aufgestellt: Mit nur 20 Vollzeitangestellten und 36 Millionen Dollar an externem Kapital (ein Drittel davon von Twitter) fährt es im Vergleich zu Branchenriesen wie Meta einen minimalistischen Kurs. Doch wie lange kann das gutgehen? Zum Vergleich: Vor Elon Musk beschäftigte Twitter 7.500 Mitarbeiter. Früher oder später werden neue Investoren Antworten auf die Frage erwarten, wie sich Nutzerfreiheit mit Profitabilität vereinen lässt.
Die Konkurrenz schläft nicht
Während Bluesky das Konzept der Dezentralisierung quasi erfunden hat, schläft auch die Konkurrenz nicht. Meta testet mit Threads und dem sogenannten „Fediverse“ ein ähnliches Modell. Und obwohl Bluesky momentan den Vorteil hat, „der einzige Anbieter“ zu sein, könnte sich das schnell ändern.
Fazit: Die richtige Idee zur falschen Zeit?
Bluesky bringt frischen Wind in die Welt der sozialen Netzwerke. Mit einer klaren Mission, die Nutzer ins Zentrum zu stellen, und einer charmanten Nostalgie für das „alte Twitter“ hat es bereits Millionen begeistert. Doch ob diese Vision ohne klare Monetarisierungsstrategie langfristig überleben kann, bleibt offen.
Für die Nutzer ist Bluesky jedenfalls ein Gewinn. Für Investoren? Das wird die Zukunft zeigen.