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Wall Street auf KI-Kurs: Milliarden-Wettrennen um Nvidia-Chips

Wie Tech-Pioniere und Finanzgiganten eine neue Schulden-Wirtschaft um künstliche Intelligenz geschaffen haben

Eulerpool News 17. Dez. 2024, 10:00

Silicon Valley trifft Wall Street: Der Chip-Boom als Billionen-Dollar-Spiel

Willkommen in der neuen Goldgräberstimmung, diesmal mit Nvidia-Grafikkarten als heißester Ware. Während ChatGPT, Stable Diffusion und Co. die Technologiebranche revolutionieren, drehen sich die Zahnräder hinter den Kulissen um nichts anderes als GPUs – die Rechenherzen der KI. Und genau diese Chips sind zum Dreh- und Angelpunkt eines neuen Marktes geworden, der sich schnell zu einem risikoreichen Billionen-Dollar-Monopoly entwickelt.

Angeführt von Finanzriesen wie Blackstone, Pimco und BlackRock hat Wall Street in den letzten zwölf Monaten mehr als 11 Milliarden Dollar in sogenannte „Neocloud“-Unternehmen gepumpt. Diese Firmen – darunter Namen wie CoreWeave, Crusoe und Lambda Labs – spezialisieren sich darauf, KI-fokussierte Cloud-Dienste anzubieten, mit Nvidia-Chips als essenzieller Ressource.

Die GPU-Wirtschaft: Chips als neues Gold

CoreWeave, das größte dieser Neocloud-Unternehmen, verkörpert den Aufstieg dieser neuen Wirtschaft. Mit mehr als 45.000 Nvidia-Chips hat das Unternehmen seinen Wert innerhalb von nur 18 Monaten von 2 auf 19 Milliarden Dollar katapultiert. Interessant? Diese Chips dienen inzwischen nicht nur als Rechenwerkzeuge, sondern auch als Kreditsicherheiten.

„Es ist wie bei einer Goldgrube – die Banken drängen darauf, jetzt einzusteigen“, sagt Nate Koppikar, ein Hedgefonds-Manager, der auf fallende Kurse wettet. Aber hier kommt der Haken: GPUs sind alles andere als wertstabile Vermögenswerte. Neue Chip-Generationen wie Nvidias „Blackwell“-Serie könnten bestehende Modelle rasch entwerten, während der Markt sich langsam mit überzähligen Einheiten füllt.

Von der Krypto-Welt zur KI-Revolution

CoreWeave begann 2017 als Krypto-Miner, bevor es 2019 auf künstliche Intelligenz umsattelte – eine Wette, die aufging. „Sie haben GPUs genau zu dem Zeitpunkt gesichert, als ChatGPT die Welt eroberte“, erklärt ein Insider. Ein Deal mit Microsoft im Wert von über einer Milliarde Dollar verschaffte CoreWeave das nötige Kapital, um Tausende Nvidia-GPUs zu erwerben – finanziert durch eine Schuldenlawine, die mittlerweile 10 Milliarden Dollar umfasst.

Doch wie stabil ist ein Geschäftsmodell, das auf solch hoher Verschuldung basiert? Im August 2023, als CoreWeave eine 2,3-Milliarden-Dollar-Finanzierung von Blackstone und Co. abschloss, lag der Jahresumsatz bei gerade einmal 25 Millionen Dollar – bei einem Verlust von 8 Millionen. Heute sollen die Einnahmen zwar auf 2 Milliarden Dollar gestiegen sein, aber die Abhängigkeit von Fremdkapital bleibt enorm.

Eine riskante Wette auf die Zukunft der KI

Die rapide Expansion der Neoclouds hängt an einem seidenen Faden: ihrem Zugang zu Nvidia-Chips. Die Chip-Giganten wie Nvidia, AMD und sogar große Tech-Firmen wie Google, die ihre eigenen KI-Chips entwickeln, kontrollieren den Markt. Trotz allem setzen Finanziers auf die KI-Revolution – und auf unerschöpfliche Nachfrage.

„Das ist die größte Kapitalinvestition der Menschheitsgeschichte“, sagt Crusoe-CEO Chase Lochmiller, dessen Firma kürzlich ein 3,4-Milliarden-Dollar-Projekt für ein neues Rechenzentrum in Texas abschloss.

Steigende Zweifel und sinkende Preise

Doch der Traum von unbegrenztem Wachstum gerät ins Wanken. Während GPUs einst als „goldene Tickets“ gehandelt wurden, sinken ihre Mietpreise rapide: Eine Stunde GPU-Rechenzeit kostet heute 2 Dollar, verglichen mit 8 Dollar noch vor wenigen Monaten. Gleichzeitig kämpfen KI-Unternehmen mit enormem Druck, Ergebnisse zu liefern. Laut Sequoia Capital gibt es eine Lücke von 500 Milliarden Dollar zwischen den Erwartungen der Branche und den tatsächlichen Einnahmen.

Die Karten werden neu gemischt: Große Technologieunternehmen wie Amazon und Microsoft entwickeln eigene KI-Chips, während Nvidia selbst unter Kritik gerät, wegen seiner dominanten Stellung im Markt. Ob die aktuellen Kredite gegen GPUs und Leasingverträge langfristig sicher sind, bleibt unklar.

Das Spiel der Giganten: Risiko oder Revolution?

Für die großen Wall-Street-Banken und Neocloud-Pioniere ist klar: Hier geht es um mehr als nur Kredite und Chips. Es ist eine Wette auf die Zukunft der Technologie – mit all ihren Risiken.

„Historisch gesehen hat man die Nachfrage immer unterschätzt“, sagt Erik Falk von Magnetar Capital. „Ob das hier auch gilt, bleibt abzuwarten.“ Sicher ist nur eins: Die nächste Runde im Silicon-Valley-Poker hat gerade erst begonnen.

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