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ETF-Sparpläne: Wie eine deutsche Revolution Europa erobert
Der Siegeszug des ETF-Sparplans: Warum das deutsche Modell jetzt ganz Europa begeistert und die Investmentwelt revolutioniert
Deutschland hat es vorgemacht – und der Rest Europas folgt: Die bescheiden klingenden ETF-Sparpläne, regelmäßige monatliche Investments in Indexfonds, gewinnen europaweit an Popularität. Experten sprechen bereits von einer neuen Ära für Kleinanleger, die das Sparen und Investieren grundlegend verändert. Doch wie kam es dazu, und was bedeutet das für die Finanzlandschaft?
Ein Investmenttrend made in Germany
Der Wandel begann unscheinbar: Inmitten der Pandemie und der Nullzins-Politik zwischen 2014 und 2022 fanden viele deutsche Sparer einen Ausweg aus der finanziellen Sackgasse. "Die Deutschen hatten traditionell eine starke Spar-Kultur, aber sie verloren Geld auf ihren Konten", erklärt Timo Toenges, Leiter für Digital Wealth und Plattformen bei BlackRock für die EMEA-Region. ETFs, die mit geringen Gebühren und breiter Diversifikation punkten, boten plötzlich eine attraktive Lösung.
Markus Jordan, Gründer von extraETF, beschreibt die perfekte Kombination aus steigender ETF-Akzeptanz, der Digitalisierung durch Neobroker wie Scalable und Trade Republic sowie einem besseren Verständnis für langfristige Kosten: „Es war der richtige Zeitpunkt am richtigen Ort.“
Die Zahlen sprechen für sich. Innerhalb eines Jahres stieg die Anzahl der ETF-Sparpläne in Deutschland um 33 Prozent – von 7,1 auf 9,5 Millionen. Ein enormer Zuwachs, der nun auch in anderen europäischen Märkten Schule macht.
Die ETF-Welle rollt durch Europa
Europa schaut nach Deutschland – und zieht nach. Laut extraETF haben sich die aktiven ETF-Sparpläne außerhalb Deutschlands sogar verdoppelt: Von 500.000 im Jahr 2023 auf 1,3 Millionen Ende 2024. Besonders junge Anleger zwischen 18 und 34 Jahren dominieren den ETF-Markt, wobei 80 Prozent von ihnen digitale Plattformen nutzen.
Italien zeigt, wie sich der Trend etabliert: „Immer mehr Anbieter bringen ihre ETF-Angebote auf den Markt“, bestätigt Toenges. Das Wachstum stammt dabei vor allem von Anlegern, die ihr Geld bisher „in bar horten“, so der Experte.
Auch in Großbritannien entstehen neue Plattformen, die auf die ETF-Welle setzen. Ein Beispiel ist InvestEngine, das Ende 2023 das „LifePlan“-Portfolio einführte. „Wir haben beobachtet, dass unsere Kunden immer mehr in gemanagte Portfolios investieren, während der DIY-Bereich noch stärker wächst“, sagt Andrew Prosser, Leiter Investment bei InvestEngine.
Der Ansatz von LifePlan ist so simpel wie effektiv: Anstatt sich durch umfangreiche Risikofragebögen zu kämpfen, wählen Nutzer einfach den gewünschten Aktienanteil – und schon steht das Portfolio.
Warum ETFs bei jungen Anlegern punkten
Ein Grund für den Erfolg von ETFs: Sie sind einfach zu verstehen und günstig. In einer Zeit, in der hohe Gebühren langfristige Renditen auffressen, bieten ETFs eine willkommene Alternative. Für Millennials und die Generation Z sind ETFs daher das bevorzugte Investment-Vehikel. „Jüngere Anleger wollen digital investieren und dabei Kontrolle behalten“, sagt Toenges.
Dazu kommt der psychologische Vorteil des Sparplans: Statt großer Einmalinvestitionen, die oft abschrecken, fließt das Geld in kleinen monatlichen Beträgen in die Märkte. Langfristig baut sich so ein Vermögen auf – ohne dass der Anleger ständig über Timing und Marktentwicklungen nachdenken muss.
Von der Nische zum Mainstream
Was einst ein Nischenprodukt war, entwickelt sich zum Mainstream-Phänomen. Vanguard, Hargreaves Lansdown und AJ Bell verwalten bereits £51 Milliarden in Multi-Asset-ETFs allein in Großbritannien. Das Potenzial ist jedoch noch längst nicht ausgeschöpft.
„Der ETF-Markt in Europa steht erst am Anfang“, sagt Jordan von extraETF. „Die Kombination aus Kosteneffizienz, Diversifikation und digitaler Zugänglichkeit macht ETFs zum idealen Investment für die breite Bevölkerung.“
Der Wandel hat gerade erst begonnen
Von Deutschland aus verbreitet sich eine neue Investmentmentalität in ganz Europa. ETF-Sparpläne eröffnen Millionen von Menschen den Zugang zu den Märkten, ohne dass sie tiefgreifende Finanzkenntnisse benötigen. Und für die Finanzindustrie bedeutet dieser Trend: Wer jetzt die richtigen Produkte bietet, sichert sich einen Platz in der Zukunft des Investierens.
Die Revolution ist leise, aber gewaltig – und sie rollt weiter.