OpenAI, der Hersteller von ChatGPT, prüft Pläne zur Einführung von Werbung in seinen KI-Produkten, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Dies ist Teil der Umstrukturierung des Unternehmens hin zu einem for-profit-Modell. Sarah Friar, CFO von OpenAI, erklärte in einem Interview mit der Financial Times, dass das Unternehmen vorsichtig vorgehen wolle: „Wir wollen durchdacht entscheiden, wann und wo wir Werbung einführen.“
Das in San Francisco ansässige Start-up, das im Oktober 6,6 Milliarden US-Dollar an neuen Mitteln aufnahm, hat in den letzten Monaten Experten aus der Werbebranche von Meta und Google rekrutiert. So zeigt eine FT-Analyse von LinkedIn-Profilen, dass OpenAI seine Kompetenzen im Bereich Online-Werbung gezielt ausbaut. Shivakumar Venkataraman, ehemals Leiter des Google-Teams für Suchanzeigen, wurde im Mai als Vizepräsident eingestellt.
Während Friar betonte, dass es derzeit keine aktiven Pläne zur Einführung von Werbung gibt, sieht OpenAI-CEO Sam Altman das Potenzial des Modells zunehmend positiv. „Mit Kevin Weil als Chief Product Officer bringen wir die nötige Erfahrung mit“, erklärte Friar. Weil, der zuvor für werbebasierte Produkte bei Instagram und X verantwortlich war, könnte die Einführung von Anzeigen strategisch steuern.
Die Einnahmen von OpenAI sind dank des Erfolgs von ChatGPT auf eine annualisierte Basis von etwa 4 Milliarden US-Dollar gestiegen. Mit über 250 Millionen wöchentlich aktiven Nutzern gehört die KI-Anwendung zu den am schnellsten wachsenden Produkten der Geschichte. Dennoch steht OpenAI vor hohen Kosten: Das Unternehmen plant, mehr als 5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung neuer KI-Modelle zu investieren.
Ein Großteil der Einnahmen stammt derzeit aus der Bereitstellung von APIs, die es Unternehmen ermöglichen, OpenAIs Technologie in ihre eigenen Systeme zu integrieren, sowie aus Lizenzen für ChatGPT. Doch laut Branchenkennern ist dies kein margenstarkes Geschäft. OpenAI sucht daher nach profitableren Einnahmequellen, um die massiven Investitionen zu finanzieren.
Obwohl Werbung ein bewährtes Geschäftsmodell für Tech-Giganten wie Google und Meta ist, sieht Friar darin auch Herausforderungen. Anzeigenmodelle reagieren empfindlich auf wirtschaftliche Schwankungen und könnten den Fokus des Unternehmens von Nutzern hin zu Werbekunden verschieben. „Ich schließe Werbung nicht aus“, sagte sie, „aber derzeit gibt es viele einfachere Möglichkeiten, wie wir arbeiten können.“
Mit einer Bewertung von 150 Milliarden US-Dollar gehört OpenAI zu den wertvollsten privaten Unternehmen im Silicon Valley. Der mögliche Einstieg in das Werbegeschäft könnte seine Position in der KI-Branche weiter stärken und neue finanzielle Spielräume eröffnen.