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Gazprom plant größte Entlassungswelle in seiner Geschichte – 1.600 Stellen in Gefahr
Gazprom plant Entlassungen von 1.600 Mitarbeitern am Hauptsitz in St. Petersburg und kämpft mit erheblichen Umsatzeinbrüchen infolge von EU-Sanktionen.
Der russische Energiekonzern Gazprom steht vor der größten Entlassungsrunde seiner Unternehmensgeschichte. Laut einem internen Schreiben an Vorstandschef Alexei Miller sollen bis zu 1.600 Stellen am Hauptsitz in St. Petersburg gestrichen werden – ein Einschnitt von rund 40 Prozent der dortigen Belegschaft. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher nach Berichten auf russischen Telegram-Kanälen.
Der Schritt folgt auf massive wirtschaftliche Herausforderungen, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden. Gazprom meldete für 2023 einen Verlust von 629 Milliarden Rubel (6,9 Milliarden Dollar), den größten seit mindestens 25 Jahren. Der Umsatz des einst als „nationaler Champion“ gefeierten Gasriesen sank um fast 30 Prozent auf 8,5 Billionen Rubel, während die Erlöse aus Gasverkäufen von 8,4 Billionen auf 4,1 Billionen Rubel einbrachen.
Zu den Ursachen zählen die gescheiterte Anpassung an den Rückgang der Gasnachfrage in Europa nach den Explosionen an der Nord-Stream-Pipeline und die EU-weiten Sanktionen gegen Gazproms Ölsparte. Analysten betonen, dass europäische Länder schneller als erwartet alternative Gasquellen erschlossen hätten, was Gazproms Stellung nachhaltig geschwächt habe.
Das Schreiben, datiert auf den 23. Dezember 2024 und unterzeichnet von Gazprom-Vizepräsidentin Elena Ilyukhina, begründet die geplanten Stellenstreichungen mit der Notwendigkeit, „Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, redundante Funktionen abzuschaffen und die Mitarbeiter stärker auf Ergebnisse zu fokussieren“.
Ein ehemaliger Manager eines russischen Energiekonzerns kommentierte: „Dass dieses Schreiben öffentlich wurde, zeigt die internen Spannungen bei Gazprom. Es deutet darauf hin, dass viele Mitarbeiter mit den geplanten Maßnahmen unzufrieden sind.“
Die geplanten Entlassungen betreffen ausschließlich das Zentralbüro in St. Petersburg, während die landesweiten Niederlassungen mit Hunderttausenden Beschäftigten unangetastet bleiben sollen.
Obwohl sich die finanzielle Lage von Gazprom im Jahr 2024 verbessert hat, ist eine Rückkehr zu früheren Gewinnniveaus laut Experten unwahrscheinlich. Die Pläne zur Reduzierung der Belegschaft unterstreichen die anhaltenden Schwierigkeiten des Unternehmens, seine Marktstrategie und Kostenstruktur an die neuen geopolitischen Realitäten anzupassen.