SBTi-Forschung enthüllt Ineffizienz von CO2-Kompensationen: Kurswechsel in Sicht

  • SBTi-Forschung zeigt Ineffizienz von CO2-Kompensationen.
  • Neuer Rahmen für Unternehmensklimaziele geplant.

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Die Forschung des Science Based Targets initiative (SBTi), dem weltweit führenden Schiedsrichter für unternehmerische Klimaziele, hat ergeben, dass der Einsatz von CO2-Kompensationen in Klimazielen überwiegend 'ineffektiv' ist. Dieser Schritt erfolgt, nachdem die Organisation von Mitarbeitern und Klimaexperten stark kritisiert wurde. Die SBTi-Führung musste in den letzten Monaten erhebliche Kritik einstecken, da sie eine breitere Anwendung von CO2-Kompensationen zuließ. Diese Kompensationen, die beispielsweise durch Aufforstungsprojekte und saubere Kochstellen generiert werden, sollen Emissionen reduzieren oder Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen. Im vergangenen Monat trat der SBTi-CEO Luiz Amaral aus persönlichen Gründen zurück, nachdem eine Mitarbeiterrevolte im April die Glaubwürdigkeit der Organisation ins Wanken gebracht hatte. Diese Ereignisse rückten auch Unterstützer wie den Bezos Earth Fund ins Rampenlicht. Im kommenden Jahr wird die SBTi entscheiden, in welchem Umfang Unternehmen CO2-Kompensationen in ihren Klimazielen einsetzen dürfen. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Emissionen zu reduzieren und greifen als Lösung zu Kompensationen. In einem als Teil der Konsultationen veröffentlichten Papier stellte die SBTi fest, dass es 'klare Risiken' für den Unternehmenseinsatz von CO2-Krediten zu Kompensationszwecken gebe, darunter 'potenziell unbeabsichtigte Effekte', die den Übergang zu Netto-Null behindern und die Klimafinanzierung verringern könnten. Derzeit erlauben die SBTi-Standards den Einsatz von Kompensationen für die 'letzte Meile' beziehungsweise nur für 10 Prozent der Emissionen in Unternehmensplänen, wobei die restlichen 90 Prozent durch direkte Emissionsreduktionen aus den eigenen Betrieben stammen müssen. Eine SBTi-Synthese bestehender Forschung zeigt, dass lediglich 12 bis 33 Prozent der CO2-Kredite ihren angegebenen Klimanutzen für Unternehmenskäufer liefern. Trotz dieser Erkenntnisse bleibt die Tür für die Nutzung ähnlicher Instrumente in der aktualisierten SBTi-Politik offen. Das als Beyond Value Chain Mitigation (BVCM) bekannte Rahmenwerk erlaubt qualifizierende Aktivitäten wie den Schutz bestehender Waldflächen oder die Installation von Wärmepumpen in kalten Klimazonen, erläuterte Juliette de Grandpré von der technischen Beratungsgruppe der SBTi. Diese Aktivitäten könnten laut SBTi 'bevorzugte Modelle' zur Beschleunigung der Klimafinanzierung darstellen. Ein möglicher Unterschied zu Kompensationen bestehe darin, dass Unternehmen BVCM-Aktivitäten in ihre Emissionsansprüche integrieren könnten, indem sie diese separat ausweisen. Ursprünglich ein Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen, hat das SBTi im Laufe der Jahre Mittel von privaten philanthropischen Interessen wie Bezos, der Ikea Foundation und der Laudes Foundation gewonnen. Zu den internen Konflikten äußerte sich die interimistische SBTi-CEO Susan Jenny, die zuvor als Chief Legal Officer tätig war. Sie betonte, dass es eine Unterscheidung zwischen der Rolle des Vorstands und den SBTi-Politiken gebe. Der Vorstand gebe 'strategische Hinweise' und diktiere nicht die Arbeit des technischen Teams, so Jenny. Die am Dienstag veröffentlichten Forschungspapiere sollen bis Ende des Jahres in eine Entwurfsnorm umgeformt und der technischen SBTi-Kommission zur Prüfung vorgelegt werden, bevor sie zur öffentlichen Konsultation freigegeben werden. Es wird erwartet, dass die aktualisierte Norm frühestens Ende 2025 in Kraft tritt. Thomas Day vom NewClimate Institute begrüßte die Forschung als Fortschritt. 'Wir haben die SBTi oft dafür kritisiert, sich zu weit von ihrem wissenschaftsbasierten Mantra zu entfernen. Aber die heute veröffentlichten Papiere halten sich an die Wissenschaft und erforschen Verbesserungen des Standards, was die SBTi wieder auf Kurs bringt', sagte er. Der evidenzbasierte Ansatz zu CO2-Kompensationen sei 'eine klare Zurückweisung der Vorstandsstellungnahme im April, in der einzelne Personen versuchten, einen Vorschlag durchzusetzen, der keine interne Unterstützung hatte', sagte Gilles Dufrasne von Carbon Market Watch. Die Forschung kritisiert insbesondere das Redd+-Ressourcenrahmenwerk zur Emissionsreduktion aus Entwaldung und Waldschädigung. Studien zeigten 'direkt gegensätzliche Befunde zur Wirksamkeit von Redd+'. Die Forschung stellte fest, dass diese spezifische Kategorie von Krediten auf einem hypothetischen Basisszenario zukünftiger Entwaldung basiere, was zu einer inhärenten Unsicherheit bei dieser Kreditart führe.
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