Landmark-Urteil im Motorfinanzsektor: Close Brothers und FirstRand gehen in Revision

  • Close Brothers und FirstRand legen Berufung gegen ein Urteil ein, das strikte Offenlegungspflichten bei Autokrediten fordert.
  • Die Entscheidung könnte die Branche bis zu 10 Milliarden Pfund kosten und führte bereits zu einem starken Kursverfall der Aktien.

Eulerpool News·

Close Brothers Group und die südafrikanische Bank FirstRand haben angekündigt, gegen ein bahnbrechendes Urteil des Berufungsgerichts im Vereinigten Königreich in Bezug auf Kommissionsoffenlegungen bei der Autofinanzierung Berufung einzulegen. Die Entscheidung betrifft die sogenannten "Hopcraft"-Fälle, bei denen drei Kunden erfolgreich klagten, dass ihnen Finanzprodukte falsch verkauft wurden. Das Berufungsgericht stellte fest, dass die notwendige, voll informierte Einwilligung der Kunden vor der Zahlung von Provisionen an Vermittler in den betreffenden Fällen nicht eingeholt wurde. Hierdurch wurde eine neue rechtliche Messlatte für die Treuepflicht von Vermittlern gegenüber ihren Kunden gesetzt, einschließlich einer Verpflichtung zu Transparenz und zur Einholung von Einwilligungen hinsichtlich der Provisionszahlung. Diese Anforderungen gehen über die bestehenden Vorgaben der Financial Conduct Authority (FCA) hinaus. Obwohl Close Brothers erklärte, dass die finanziellen Auswirkungen des Urteils derzeit als nicht erheblich betrachtet werden, warnt das Unternehmen vor potenziell "beträchtlichen Verbindlichkeiten" in der Zukunft. Der vollständige Einfluss der Entscheidung hängt davon ab, wie sie in zukünftigen Fällen angewendet wird. Vorsorglich hat das Unternehmen sein Geschäft mit neuer Autokredite im Vereinigten Königreich pausiert, um die Dokumentation und Verfahren an den neuen Standard anzupassen. Analysten von Bloomberg schätzen, dass die branchenweiten Kosten zur Schadensregulierung aufgrund mangelnder Provisionsoffenheit bis zu 10 Milliarden Pfund erreichen könnten. Auch die Aktienmärkte reagierten: Die Aktie von Close Brothers fiel um 22 % von 365 Pence auf 285 Pence, und weiter auf 260 Pence – ein Rückgang von 66 % im Vergleich zum Jahresbeginn. FirstRand, der Eigentümer von MotoNovo Finance über die britische Tochtergesellschaft Aldermore, beeinsprucht ebenso das Urteil und hat für das Geschäftsjahr 2023/24 bereits eine Rückstellung von umgerechnet 130 Millionen Pfund vorgesehen, um potenzielle Ansprüche zu decken. Obwohl FirstRand betont, dass ihre Praktiken den damaligen gesetzlichen und regulatorischen Standards entsprachen, befand das Berufungsgericht die Offenlegungen als unzureichend, um dem neuen Treuepflichtstandard zu genügen.
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